Tipps zur Gesangsaufnahme im Homestudio

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TIPPS ZUR GESANGSAUFNAHME IM HOMESTUDIO

Gute Vocal Recordings im heimischen Studio erfordern einiges an Erfahrung, und damit die Aufnahme am Ende richtig ausgewogen und „rund“ klingt, musst du eine Vielzahl an Kleinigkeiten beachten. Um dich dabei nicht zu verzetteln, haben wir dir hier die wichtigsten Tipps und Tricks zur Gesangsaufnahme zusammengestellt.

INHALTSVERZEICHNIS

Die Wahl des richtigen Mikrofons

Jede:r Künstler:in ist so individuell wie die eigene Stimme und hat bestimmte Vorlieben hinsichtlich des Klangs. Zunächst solltest du dich fragen: „Wie gut bin ich bereits ausgestattet? Reichen meine vorhandenen Mikrofone zur Aufnahme des Gesangs aus?“ Grundsätzlich empfehlen wir dir für Gesangsaufnahmen ein Kondensatormikrofon.  Seine besonderen Klangeigenschaften machen es nicht nur zum idealen Gesangsmikrofon, auch Akustikgitarren oder Streichinstrumente lassen sich damit hervorragend aufnehmen. So deckst du mit einem Mikrofon gleich mehrere Anwendungen ab.

Doch auch dynamische Mikrofone können sich gut eignen, wenn sie deinen stimmlichen Eigenschaften entsprechen. Zu unseren Klassikern in diesem Segment zählt das M 88 TG. Im Studiokontext eignet es sich hervorragend als Handheld-Mikrofon und bietet auf Wunsch Bewegungsfreiheit während der Aufnahme, doch für professionelle Gesangsaufnahmen solltest du auch dieses Mikrofon mit einem Stativ nutzen. Auch Profimusiker Phil Collins hat viele Jahre auf den speziellen Sound des M 88 TG vertraut.

Du fragst dich, welches Gesangsmikrofon deinen Anforderungen entspricht? Unser Berater hilft dir bei deiner Entscheidung.

Der richtige Raum für die Aufnahme

Gerade bei Aufnahmen in den eigenen vier Wänden stehen dir für gewöhnlich mehrere Räume zur Verfügung. Dabei verfügen nicht alle Räume über gleich gute Aufnahmevoraussetzungen und natürlich hängt die Wahl auch von deinem gewünschten Ergebnis ab. Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass sich das Bad vermutlich am schlechtesten für eine Gesangsaufnahme eignet. Grund hierfür ist die Beschaffenheit von Bädern mit ihren häufig glatten Oberflächen wie Fliesen, die für Schallreflexionen sorgen. Am besten suchst du dir einen großen Raum, in dem viele Möbel und Teppiche für Absorption sorgen – je größer, desto besser.

 So braucht die Reflexion des Schalls länger, um wieder auf dein Mikrofon zu treffen. Möchtest du in deinem Schlafzimmer aufnehmen, dann kannst du beispielsweise auch die Türen des Kleiderschranks öffnen, denn Kleider lassen den Raum trockener klingen als glatte Schranktüren.
Insgesamt solltest du darauf achten, dass einfach möglichst wenig Hall im Raum entsteht, denn beim Post-Editing der Aufnahme lässt sich dieser nur schwer wieder entfernen.

Weitere Tipps zum Thema Raumakustik findest du in unserem Beitrag „Raumakustik im Homestudio verbessern“.

Die richtige Position des Mikrofons im Raum

Nicht nur der richtige Raum ist entscheidend für eine gelungene Aufnahme, sondern auch die Positionierung deines Mikrofons. Ecken und die Raummitte solltest du dabei meiden. Die ideale Position bietet dir möglichst viel Platz zu den Wänden, ohne dabei die Raummitte zu beanspruchen. Zudem solltest du das Mikrofon von der nächststehenden Wand wegdrehen. Schall, der von hinten auf dein Mikrofon trifft, wird beispielsweise von Mikrofonen mit Nierencharachteristik nahezu gar nicht aufgenommen – diesen Effekt kannst du dir zunutze machen. Achte des Weiteren auch auf Lärmquellen wie Klimageräte, Heizungen oder auch die Lüftung deines Computers. Diese Störgeräusche möchtest du bestimmt nicht auf deiner Aufnahme haben, drehe das Mikrofon also immer weg von solchen Lärmquellen.

Die richtige Positionierung des:r Sänger:in zum Mikrofon

Stell das Mikrofon möglichst senkrecht vor dem Gesicht auf und berücksichtige bei der Positionierung die Richtcharakteristik des Mikrofons, manche nehmen nämlich zu den Seiten hin schlechter auf. Bewegt sich der:die Sänger:in nun während des Recordings, passiert es leicht, dass die Stimme in der Aufnahme an verschiedenen Stellen unterschiedlich klingt oder unterschiedlich laut ist. Das solltest du natürlich vermeiden.
Zudem wird häufig der Fehler begangen, das Handy, Tablet oder Notenblatt direkt hinter dem Mikrofon zu positionieren. Ist dein:e Sänger:in darauf angewiesen, dann achte darauf, dass es unterhalb des Mikrofons befestigt ist. So treffen die reflektierten Schallwellen nicht sofort wieder auf das Mikrofon. Wie stark sich das in der Aufnahme bemerkbar macht, hängt von der Art des Mikrofons ab.

Auch der Abstand zum Mikrofon beeinflusst die Aufnahme. Beim Einsingen gilt die Faustregel, je trockener der Raum klingt, desto weiter darf der Abstand zum Mikrofon sein. Bei Unsicherheit ist die Breite deiner Hand ein guter Indikator, mit einem Abstand von etwa 15 bis 20 cm machst du nichts verkehrt.

Nimm dir die Zeit und probiere auf jeden Fall verschiedene Positionierungen aus. Dabei solltest du dir überlegen, welchen Effekt du erzielen möchtest. Nahe Aufnahmen klingen häufig sehr intim, während Recordings mit weiterem Abstand mehr Raum zulassen.

Ein Popschutz ist unverzichtbar

Wenn du vermeiden möchtest, dass F-, P- und B-Laute ein seltsames Poppen in deiner Aufnahme verursachen, verwende einen Popschutz. Dieses Geräusch entsteht durch kleine Luftexplosionen, die wir beim Sprechen oder Singen der Laute verursachen und die vom Mikrofon erfasst werden. Der Schutz wird einige Zentimeter vor dem Mikrofon angebracht und hält die Luftverwirbelung auf, die das unangenehme Geräusch verursacht.

Einpegeln vor der Aufnahme

Probt vor der endgültigen Aufnahme zuerst die lautesten Stellen des Songs.

Studio Pegel DT1770 PRO

Du solltest darauf achten, an diesen Stellen bei -8 bis -10 dB zu landen. Oft performen Künstler:innen in der echten Aufnahme nochmal etwas lauter als im Probedurchgang, lass deshalb noch ein bisschen Luft nach oben.

Achtung: Dein Projekt solltest du in deiner Software mit 24 Bit anlegen. Kurz gesagt: Mit 24 Bit und -10 dB kannst du schon fast nichts mehr falsch machen.

Die Aufnahme an sich

Das Wichtigste beim Recording ist, dass sich alle Beteiligten wohlfühlen – Künstler:innen wie auch Produzent:innen. Geht locker und dennoch professionell an die Sache heran. Plane Zeit zum Einsingen ein, denn wir sind davon überzeugt, dass der Unterschied nachher hörbar sein wird. Nutz die Zeit des Einsingens, um deine Spuren in der Software anzulegen. So fühlt sich dein:e Künstler:in nicht unter Druck gesetzt und dir wird nicht langweilig.

Mach immer mehrere Takes

Ihr habt nach dem ersten Take bereits das Gefühl, „Der war’s!“? Super, aber geht lieber auf Nummer sicher. Beschneide deine Möglichkeiten nicht durch ein Gefühl der Euphorie beim ersten Take. Am besten nehmt ihr drei „perfekte“ Takes auf. So hast du bei jeder Zeile des Songs die Möglichkeit, die wirklich beste Aufnahme zu nutzen und ein optimales Endergebnis zu verwirklichen.

Hören sich die S- und Z-Laute seltsam zischig an? Im Equalizer hast du die Möglichkeit, einen De-Esser über deine Aufnahme laufen zu lassen. Du kannst aber auch bereits während der Aufnahme darauf achten, dass die Zischlaute nicht so stark am Mikrofon ankommen, indem du die Kopfposition des:der Sängers:in leicht veränderst. Durch die natürliche Anatomie klingen unsere Zischlaute nicht auf jeder Seite gleich.

Bearbeiten und Mischen

Das A und O beim Bearbeiten und Mischen deiner Aufnahmen ist das Experimentieren. Egal, ob Hall oder Delay – jeder Stil und jede Stimme braucht andere Einstellungen. Nimm dir dafür Zeit. Eine Faustregel, die es unserer Meinung nach auf den Punkt bringt, lautet: Der Hall ist dann genau richtig, wenn man ihn nicht mehr auf Anhieb heraushört.

Auf was du sonst beim Bearbeiten und Mischen achten musst, erfährst du hier.

Wir hoffen, unsere neun Tipps helfen dir weiter und erleichtern dir die Arbeit in deinem Homestudio. Als zehnten und letzten Tipp geben wir dir deshalb nur noch mit auf den Weg: Habt Spaß!

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