beyerdynamic trifft Produzent Aside

Lesezeit 7 min
NUMMER-1-HITS PRODUKTIONEN

BEYERDYNAMIC TRIFFT 
MUSIKPRODUZENT ASIDE

Yannick Johannknecht, aka Aside, ist ein Musikproduzent und aus den deutschen Charts kaum mehr wegzudenken. Er ist 1996 in Münster geboren und wuchs dort auf. Er arbeitete für viele Künstler an Chartliedern wie „No Comprendo“ von Jamule & Capital Bra, „HIGHWAY“ von Katja Krasavice & ELIF, sowie „Wildberry Lillet“ von Nina Chuba die auf Platz 1 der Charts landeten.

Musikproduzent Aside

Im Interview: Yannick aka Aside

Er spricht im Interview über die Entstehung des Hits „Wildberry Lillet“ von Nina Chuba am Pool und über seine Holy Grails beim Arbeiten.

YouTube oder Spotify?

Aside: Spotify

Produzieren im Studio oder auf Rügen in einer Ferienwohnung?

Aside: Ferienwohnung

Nenne deine 3 Top Plugins für Beat Making!

Aside: Analog Lab, RC-20 Retro Color, Guitar Rig

Welches ist dein persönlich meist gestreamter Song aus 2022?

Aside: Wildberry Lillet – Nina Chuba

INHALTSVERZEICHNIS

Werdegang

beyerdynamic: Muss man Musik und Produktion studieren, um Produzent werden zu können?

Aside: Kann man, muss man aber nicht. Bei mir war eigentlich alles „learning by doing“, YouTube-Tutorials und minimales Musikgrundwissen, ohne jemals in die Richtung studiert zu haben. Über die Zeit habe ich außerdem meine Instrumenten-Skills verbessert (Piano und Gitarre), sowie Chord- und Harmonieverständnis.

beyerdynamic: Wie hast du dir dein produktionstechnisches Wissen angeeignet?

Aside: Anfangs sehr viel durch YouTube, danach habe ich intuitiv Dinge dazugelernt. Auch der Austausch mit anderen Produzenten war immer hilfreich.

Aside im Studio
Aside im Studio

beyerdynamic: Wann wusstest du, dass deine Zukunft nicht im Bereich Kommunikationsmanagement liegt, sondern in der Musikindustrie? Gab es dabei einen Schlüsselmoment, oder hat sich das mit der Zeit herauskristallisiert?

 

Aside: Als ich meine ersten Beats mit 12-13 Jahren gemacht habe, wusste ich nicht einmal, dass das, was ich da mache, auch ein potenzieller Beruf sein kann. Ein paar Jahre später habe ich dann online meine ersten Beats verkauft, immer noch, ohne mir zu viele Gedanken darüber zu machen und darüber, ob das mehr als ein Nebenjob sein könnte. Als dann noch ein paar Jahre später (2017-2018) Beats bei den ersten größeren Künstlern platziert wurden, habe ich letztendlich nach Abschluss meines Studiums den Schritt nach Berlin gewagt (2019), um auszutesten, wie weit es eventuell doch gehen kann. Ich würde sagen, dieser Schritt war einer der Schlüsselmomente. Kurz davor lernte ich zufällig auch Montez kennen, mit dem ich dann drei Jahre lang in einer WG gewohnt und Musik gemacht habe. Da er neben seinem Soloprojekt auch als Songwriter aktiv wurde, hatte ich durch ihn auch eine direkte Connection zu Sessions und Künstlern und war immer vor Ort. Das wäre ohne den Schritt nach Berlin zu ziehen wahrscheinlich nicht möglich gewesen.

beyerdynamic: Was treibt dich an Musik zu produzieren?

Aside: Es ist jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung, aus dem Nichts einen Song zu erschaffen. Damals waren es noch Beats, die ich immer besser klingen lassen wollte als die davor. Heute ist es nicht viel anders, nur dass es eigentlich um den fertigen Song geht. Man kommt ins Studio mit nichts und fährt im besten Fall mit einem fertigen Song nach Hause und fragt sich oftmals „wie ist das hier eigentlich gerade entstanden?“ Und wenn dann Songs durch die Decke gehen wie ein „Auf & Ab“ oder ein „Wildberry Lillet“, sucht man irgendwie auch immer wieder nach dieser einen Hit-Formel. Die gibt es natürlich nicht (wäre ja auch langweilig), aber wenn Songs in so einer Größenordnung theoretisch jeden Tag entstehen können, würde ich sagen, dass das auch ein Antrieb ist. Im Endeffekt würde ich aber sagen, treibt es mich an aus dem nichts einen Song zu erschaffen, der allen Beteiligten gefällt!

Arbeitsweise

beyerdynamic: Unterscheidet sich dein Arbeitsstil von anderen Kolleg:innen, die eine klassische Ausbildung hatten? Oder ist das Typ-Sache?

Aside: Ich glaube im Großen und Ganzen gibt es da immer Unterschiede was den Arbeitsstil angeht. Da es ein kreativer Job ist und es theoretisch erstmal keine Regeln zu beachten gibt, an die man sich halten muss. Vielleicht startet die oder der Eine lieber mit den Drums und die oder der Andere mit einem Sample oder spielt Melodien ein. Ich würde eher sagen, dass sich mein Arbeitsstil der Session anpasst. Es ist eher künstler- oder teamabhängig, oder orientiert sich am Song, wie gearbeitet wird. Vielleicht schreibt man auch erst einen ganzen Song am Klavier und setzt sich dann an die Produktion. Die Grundbausteine sind aber in den meisten Fällen gleich. Bei technischen Sachen (Beat und Vocal-Mixing) arbeite ich vielleicht etwas mehr nach Gehör als nach technischen Regeln.

beyerdynamic: Was genau sind deine Arbeitsbereiche, wenn man von Songproduktion spricht?

Aside: Je nach Bedarf und Situation. Grundlegend erst einmal Beat-Produktion und Recording. Wenn gewünscht auch Mixing. Mittlerweile aber auch Songwriting und Toplines (es gibt vereinzelt auch Songs, an denen ich nur mitgeschrieben habe oder komponierte Songs, die nicht ich produziert habe, sondern extern ausproduziert worden sind (ist aber eher die Ausnahme). Im Endeffekt sehe ich mich als Produzent in der Rolle den Überblick über den gesamten Song zu behalten und zu helfen, wo ich kann, um am Ende die bestmögliche Version des Songs zu haben.

beyerdynamic: Produzierst du gerne eigenverantwortlich oder im Kollektiv?

Aside: Unterschiedlich. Ich bin es gewohnt, viel alleine zu produzieren, bin aber immer offen für Kollektivarbeit. Ich benutze auch immer wieder Samples, die ich von anderen Produzenten geschickt bekomme und habe auch hier und da Sessions, wo ich nicht der einzige Produzent im Raum bin. Auch Instrumentalisten sind immer ein Vorteil im Studio.

Aside im Studio

Kooperation mit Künstlern

beyerdynamic: Montez meint, ihr habt euch mit eurer Zusammenarbeit auf ein neues musikalisches Level gebracht, wie habt ihr das geschafft? Woher nimmst du deine Inspiration?

Aside: Wie bereits erwähnt hatte ich vor allem durch seine Arbeit als Songwriter mit ihm die Möglichkeit, bei etlichen Sessions für andere Künstler dabei zu sein. Dadurch, dass man gefühlt jeden Tag einen Song mit einem anderen Künstler produziert, wächst natürlich zunächst einmal die Erfahrung enorm. Man produziert nicht nur ein bestimmtes Genre oder für einen einzigen Künstler, sondern lernt jeden Tag aufs Neue mit Herausforderungen umzugehen, also zum Beispiel unterschiedliche Genres, Geschmäcker bei der Produktion oder das Writing etc. Ich würde sagen, wir hatten die letzten Jahre eine sehr, sehr intensive Zeit dank der verschiedensten Künstler:innen, Genres, Konstellationen, Wünsche und Vorstellungen von Songs, wodurch wir beide überaus viel dazugelernt und uns immens weiterentwickelt haben.

beyerdynamic: Ist es schwer, sich als Produzent auf Neue Künstler:innen einzustellen?

Aside: Es gibt immer mal wieder Tage, an denen vielleicht Dinge nicht so klingen oder generell laufen, wie man sich es vorgestellt hat. Aber mit der Zeit muss man lernen, dass das auch dazugehört. Ich würde eher sagen, dass es spannend ist, mit neuen Künstlern zu arbeiten.

beyerdynamic: Du bist im Pop-Bereich aktiv, fällt es dir schwer, dich auf andere Genres einzustellen, wenn ein:e Künstler:in dieses wechseln möchte?

Aside: Ich komme eigentlich aus dem Hip Hop. Mittlerweile ist es eine bunte Mischung aus Pop, Hip Hop, Trap und allem, was es dazwischen gibt. Es wurden auch schon Schlagersongs produziert. Ich liebe es, jeden Tag etwas anderes zu machen, Genres zu vermischen, ohne mir Gedanken um Genregrenzen zu machen. Das geht natürlich nicht immer, aber bis jetzt hatte ich eher Spaß, mich in neuen Genres auszuprobieren.

„Es hört sich zu schön an, um wahr zu sein,
aber den Beat habe ich am ersten Tag
vor Ort am Pool gebaut …“
„Es hört sich zu schön an, um wahr zu sein, aber den Beat habe ich am ersten Tag vor Ort am Pool gebaut …“

beyerdynamic: Kannst du uns erzählen wie der Song „Wildberry Lillet“ aus deiner Sicht entstanden ist?

Aside: Ich bin für ein paar Tage zu einem Nina Camp nach Rügen gefahren. Wir hatten vorher auch schon zusammengearbeitet („Tracksuit Velours“ wurde veröffentlicht). Es hört sich zu schön an, um wahr zu sein, aber den Beat habe ich am ersten Tag vor Ort am Pool gebaut und am nächsten Tag haben wir uns zusammen im Kollektiv drangesetzt. Am Ende des Tages standen dann der Refrain und der erste Part und wir haben den Song schon vor Ort auf Dauerschleife gehört (die finalen Vocals wurden übrigens auch draußen am Pool recordet). Kurz danach sollte der Song dann auch schon released werden und wir haben uns in Berlin nochmal an den zweiten Part gesetzt und es wurde noch ausproduziert, Mix, Master etc.

beyerdynamic: Nina Chuba meinte in einem Interview, sie hätte schon erwartet, dass der Song gut ankommt. Aber dass er so erfolgreich wird, hätte sie nie gedacht. Was meinst du, warum war der Song so ein Hit?

Aside: Ich hatte absolut kein schlechtes Gefühl bei dem Song, aber dass er wirklich so durch die Decke geht, konnte glaube ich niemand ahnen. Bei Tik Tok gings richtig ab, bei Release dann sowieso und irgendwie hat‘s dann auch nicht mehr aufgehört.

Lieblingswerkzeuge

beyerdynamic: Du bist langjähriger Nutzer unserer DT PRO-Kopfhörer. Was schätzt du an diesen besonders? Welches ist dein Lieblingskopfhörer?

Aside: Ich habe kein festes eigenes Studio, in dem ich rund um die Uhr laut sein kann, deshalb bin ich vor ein paar Jahren auf die DT 770 PRO aufmerksam geworden und habe seitdem jeden Song, den ich gemixt hab, über diese abgemischt. Die sind sozusagen mein Referenzmedium, das mir sagt, wie es gerade klingt.

Aside im Studio mit DT 770 PRO

beyerdynamic: Du bist langjähriger Nutzer unserer DT PRO-Kopfhörer. Was schätzt du an diesen besonders? Welches ist dein Lieblingskopfhörer?

Aside: Ich habe kein festes eigenes Studio, in dem ich rund um die Uhr laut sein kann, deshalb bin ich vor ein paar Jahren auf die DT 770 PRO aufmerksam geworden und habe seitdem jeden Song, den ich gemixt hab, über diese abgemischt. Die sind sozusagen mein Referenzmedium, das mir sagt, wie es gerade klingt.

beyerdynamic: Hast du noch andere Holy Grails, auf die du während deiner Arbeit nie verzichten könntest? Bzw. die dir deine Arbeit einfacher machen?

Aside: Das Apollo muss fürs Recording auch immer dabei sein für latenzfreie Effekte wie Autotune, Kompressor, Reverb für die Künstler.

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