beyerdynamic trifft Tonstudio für Frauen

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beyerdynamic TRIFFT TONSTUDIO FÜR FRAUEN

Ein Raum für Klang und Selbstbestimmung: Warum ein Tonstudio für Frauen mehr ist als nur Technik

In der Welt der Musikproduktion sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert – nicht wegen mangelnden Talents, sondern oft wegen fehlender Sichtbarkeit, Vorbilder und sicherer Räume. Genau hier setzt das Tonstudio für Frauen in Heilbronn an: Es wurde als Ort der Kreativität, des Empowerments und der professionellen Entfaltung geschaffen.

In einem inspirierenden Gespräch mit den Machern Adrian und Ana sprechen wir über Selbstermächtigung, Sichtbarkeit und wie Musikproduktion Frauen stärken kann.

Tonstudio für Frauen - beyerdynamic
Adrian und Ana
INHALTSVERZEICHNIS

Wer steckt hinter dem Projekt?

beyerdynamic Blog: Schön, dass ihr hier seid! Erzählt doch bitte zu Beginn: Wer seid ihr – und wie kam es zur Idee, ein Tonstudio speziell für Frauen zu gründen?

Adrian: Ich bin Singer/Songwriter, Musikproduzent und Gründer des Tonstudios für Frauen. In meinen Offline-Workshops Anfang 2020 ist mir aufgefallen, dass überdurchschnittlich viele Teilnehmerinnen Frauen waren (im Gegensatz zum Audio Engineering Studium, in dem es 1 von 90 Studierenden war) – und sie alle hatten ähnliche Fragen: „Wie kann ich meine Musik endlich selbst aufnehmen, ohne mich ständig mit kompliziertem Technikkram auseinandersetzen zu müssen?“ oder „Kannst du nicht mal einen Workshop nur für Frauen machen?“ Daraus ist dann im März 2020 die Online-Idee entstanden, eine Plattform zu schaffen, die genau da ansetzt: praxisnah, empowernd, ohne Techniküberforderung – und auf professionellem Niveau.

Ana: Ich bin Musikerin, Produzentin und Co-Leiterin des Tonstudios und begleite das Projekt aus ganzem Herzen. Für mich ist das Tonstudio mehr als ein Lernort – es ist ein Safe Space, in dem Frauen Vertrauen in sich selbst entwickeln können. In einer männerdominierten Branche wie der Musikproduktion ist es so wichtig, dass Frauen sich zeigen dürfen, mit ihren Ideen, ihren Fragen – und ihrer Musik. Genau das möchten wir ermöglichen.

Was uns bewegt — und wohin wir wollen

beyerdynamic Blog: Was hat euch motiviert, dieses Projekt zu starten – und welche Lücke wolltet ihr damit schließen?

Ana: Viele Frauen haben großartige Songs – aber sie bleiben oft in der Schublade, weil ihnen der Zugang zur Technik fehlt oder die Angst da ist, „nicht genug zu wissen“. Wir wollen diesen inneren, wie äußeren Hürden etwas entgegensetzen: Mit unserem Programm, aber auch mit unserer Haltung, dass jede Frau das Zeug zur Produzentin hat.

Adrian: 2024 wurden 98% der weltweiten Chartsongs von Männern produziert. Demnach sind nur 2% wirklich von Frauen bis zum fertigen Mix produziert. Wir sehen uns als Brückenbauer zwischen der Welt der Technik und der kreativen Selbstbestimmung – mit GarageBand als intuitiver DAW, einem einfachen Home-Studio-Setup und unserer erprobten 5-Schritte-Methode namens „V.A.B.A.M“. Vor allem mit einem klaren Ziel: Frauen sichtbar machen – nicht nur als Musikerinnen, sondern als kreative, unabhängige Produzentinnen ihrer eigenen Musik.

„Vor allem mit einem klaren Ziel:
Frauen sichtbar machen – nicht nur als Musikerinnen, sondern
als kreative, unabhängige Produzentinnen ihrer eigenen Musik.“

Mehr als nur ein Studio: Ein Raum für Ideen

beyerdynamic: Was macht euer Studio und euer Programm so besonders?

Adrian: Unser Hauptangebot ist ein sechsmonatiges Online-Programm namens „Songs aufnehmen leicht gemacht 2.0“. Es kombiniert fünf Selbstlern-Module mit wöchentlichen Live-Sessions, einer unterstützenden Mitgliedergruppe und direktem persönlichen Support. Wir begleiten die Teilnehmerinnen durch den kompletten Produktionsprozess – von der Vorbereitung über die Aufnahme, Bearbeitung, das Mischen bis hin zum Mastering. Das Ganze basiert auf unserer Methode „V.A.B.A.M“ – ein klarer, wiederholbarer Fahrplan, mit dem unsere Teilnehmerinnen jederzeit die richtigen Schritte zur richtigen Zeit im Prozess der Musikproduktion umsetzen können.

Ana: Neben unserem Programm bieten wir zwei kostenlose Angebote für den Einstieg an. Zum einen unser Videotraining, in dem wir die drei wichtigsten Geheimzutaten teilen, die es braucht, um die eigene Musik selbst zu produzieren – einfach, klar und ohne Techniküberforderung. Und zum anderen den Studio Check: Da schauen wir uns gemeinsam das Home-Setup an, aber auch, wo die Musikerin musikalisch steht. 

Tonstudio für Frauen - beyerdynamic

Wenn wir merken, dass wir sie gut begleiten können, laden wir sie in einen Fahrplan Call ein. Dort zeigen wir ihr konkret an ihrem eigenen Song, was für sie möglich ist. Für viele ist das der erste Schritt in ihre musikalische Selbstbestimmung.

Einfach loslegen: So leicht ist der Einstieg

beyerdynamic: Ihr sprecht oft davon, dass Musikproduktion heute nicht mehr an komplizierte Technik gebunden ist. Wie sieht euer Setup aus – und was bedeutet für euch ein professionelles Studio?

Adrian: Für uns beginnt Professionalität nicht bei blinkenden Geräten oder vollgestopften Racks – sondern bei Klarheit, Struktur, dem Wissen, was man tut und natürlich einem guten Song. Unser Setup ist bewusst minimalistisch: ein MacBook, ein gutes Interface, ein Mikrofon, super Kopfhörer – wie unser Lieblingskopfhörer DT 1990 PRO MKII – und GarageBand als DAW. That’s it. Es ist erstaunlich, wie viel heute mit wenig Equipment möglich ist, wenn man einen klaren Produktionsplan hat.

Ana: Viele denken anfangs: „Ich brauche doch ein großes Studio mit Akustikbehandlung, die komplexeste Software, tausend Plugins und jemand, der die Technik für mich übernimmt.“ Und dann erleben sie, dass es auch mit einem kleinen, durchdachten Setup geht – und dass der kreative Flow oft genau deshalb besser funktioniert. Dafür haben wir auch unsere Equipment-Roadmap entwickelt – ein kostenloser 24-seitiger Download, in dem wir alles erklären, was man für ein Homestudio wirklich braucht. Vom Mikrofon über Audiointerfaces bis hin zu Kopfhörern – mit konkreten Links für unterschiedliche Budgets.

Tonstudio für Frauen - beyerdynamic

Tonstudio für Frauen trifft beyerdynamic

beyerdynamic: Ihr arbeitet mit unserer Technik – was verbindet euch mit beyerdynamic und welche Rolle spielt gutes Equipment für euch?

Adrian: Uns ist Zuverlässigkeit und Professionalität sehr wichtig – gerade in einer Zeit, in der jeder innerhalb von Sekunden mithilfe von KI einen Song erstellen und veröffentlichen kann. Was dabei oft fehlt, ist Tiefe, Ausdruck und menschliche Erlebnisse dahinter. Für uns ist klar: Nur wenn das Equipment zuverlässig ist, kann sich der kreative Prozess entfalten. Wir arbeiten unter anderem mit dem DT 1990 PRO MKII und dem DT 770 PRO, weil sie klanglich super präzise sind, detailliert auflösen und ich mit dem DT 1990 PRO MKII eine Transparenz und Klarheit im Mix und Master habe, die ich zuvor über Kopfhörer noch nie abgebildet bekommen habe. Und: Wir wissen, dass unsere Teilnehmerinnen sich auf diese Technik verlassen können – das ist ein riesiger Vertrauensfaktor.

„Wir teilen mit beyerdynamic die Liebe zur Musik – und den Anspruch,
dass Soundqualität nicht verhandelbar ist.
[…] Das eigene
Homestudio soll ein Happy Place sein – ein Ort, an dem
man sich entspannen und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann –
und dabei trotzdem mit professionellen Tools arbeitet.“

Ana: Wir teilen mit beyerdynamic die Liebe zur Musik – und den Anspruch, dass Soundqualität nicht verhandelbar ist. Aber: Technik darf dabei nie einschüchtern. Für uns ist wichtig, dass sich Musikerinnen in ihrem Setup wohlfühlen. Deshalb arbeiten wir nicht in einem dunklen Studio mit lauter Equipment, das nur Experten und Expertinnen verstehen. Das eigene Homestudio soll ein Happy Place sein – ein Ort, an dem man sich entspannen und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann – und dabei trotzdem mit professionellen Tools arbeitet. Gute Technik ist die Basis – aber sie muss auch leicht bedienbar und komfortabel sein. Und genau das passt für uns bei beyerdynamic: hochwertige Produkte, die einfach im Handling und angenehm zu tragen sind.

Ana und Adrian - Tonstudio für Frauen

Herausforderungen meistern: Ein Blick hinter die Kulissen

beyerdynamic: Mit welchen Hürden hattet ihr beim Aufbau zu kämpfen – und was habt ihr über euch und die Branche gelernt?

Ana: Die größte Hürde war sicher, mit einem Angebot sichtbar zu werden, das bewusst Frauen anspricht – das wird auch heute noch manchmal belächelt oder hinterfragt. Aber gleichzeitig merken wir: Bei nur 2-3% Musikproduzentinnen gibt es leider immer noch einen riesigen Bedarf. Und wir dürfen lernen, dass unsere Vision Bestand hat – gerade, weil sie unbequem ist.

Adrian: Ich habe auch viel über weibliche “Urwunden” gelernt – darüber, wie tiefsitzend Gefühle von Scham und Angst sein können oder der Glaube „nicht gut genug zu sein“. Deshalb ist unser Ansatz: Keine Überforderung, sondern klare Strukturen und echtes Zuhören. Es ist gar nicht so die Frage, was wir technisch beibringen, sondern vielmehr mit welcher energetischen Haltung und Kommunikation wir das unseren Teilnehmerinnen zukommen lassen.

„Deshalb ist unser Ansatz: Keine Überforderung, sondern
klare Strukturen und echtes Zuhören. Es ist gar nicht so die Frage,
was wir technisch beibringen, sondern vielmehr mit welcher
energetischen Haltung und Kommunikation wir das
unseren Teilnehmerinnen zukommen lassen.“

Mehr als ein Studio – ein Netzwerk

beyerdynamic: Wie wirkt sich eure Arbeit auf die Community und die Musikszene aus?

Ana: Wir sehen, wie dadurch echte Netzwerke entstehen – Frauen, die gemeinsam Songs produzieren, sich unterstützen, einander Mut machen. Viele sagen: „Ich dachte, ich bin die Einzige mit diesen Fragen.“ Und plötzlich ist da ein Raum, in dem alles erlaubt ist – auch vermeintlich „dumme Fragen“. Genau das macht den Unterschied.

Adrian: Es geht nicht nur um Technik – es geht darum, den Mut zu haben, sich hörbar zu machen. Und wenn am Ende jemand sagt: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das allein kann – und jetzt habe ich meinen ersten Song selbst produziert“, dann wissen wir: Das hier wirkt. Und das bleibt. Mit dieser Erfahrung überschreiben sich ganze Glaubenssysteme auf sämtlichen Lebensebenen. Und das gibt uns das Gefühl, die (Musik)Welt mit unserer Arbeit noch ein kleinwenig heller zu machen.

Die Reise hat gerade erst begonnen

beyerdynamic: Was sind eure Pläne für die kommenden Jahre?

Ana: Wir träumen davon, mit unseren Teilnehmerinnen echte „Musications“ zu veranstalten – Wochen, in denen wir gemeinsam an besonderen Orten Songs produzieren, fernab vom Alltag. Kreativität braucht manchmal Raum und Zeit jenseits des Alltags. Außerdem wünschen wir uns, dass unsere Alumni nicht nur auf Streamingplattformen auftauchen – sondern auch in den Charts. Dass sie ihre eigene Musik veröffentlichen, voneinander lernen, sich gegenseitig supporten und eigene Produktionen in die Welt bringen. Das ist für uns kein fernes Ziel, sondern ganz konkret.

Adrian: Und um das zu ermöglichen, wollen wir unser Netzwerk mit relevanten Akteuren aus der Musikbranche weiter ausbauen – nicht nur mit anderen Produzentinnen und Produzenten, sondern auch mit Labels, Verlagen, Medienpartnern und natürlich mit Herstellern wie beyerdynamic. Denn auch das ist Teil von Sichtbarkeit: Equipment, das nicht nur für Produzenten gemacht ist, sondern explizit auch Produzentinnen mitdenkt – etwa bei Tragekomfort, Gewicht oder Passform von Kopfhörern. Was oft als Detail belächelt wird, ist in der Praxis entscheidend. Unser Ziel ist, dass unsere Teilnehmerinnen nicht nur ihre Musik produzieren, sondern auch davon leben können – und dabei in einer Branche ankommen, die sie ernst nimmt.

Tonstudio für Frauen - beyerdynamic

Zum Schluss noch kurz gefragt

beyerdynamic: Drei Worte, die euer Studio beschreiben?

Ana & Adrian: Freude. Klarheit. Selbstermächtigung.

beyerdynamic: Gibt es ein Motto oder einen Leitsatz, der euch begleitet?

Ana: „Deine Musik verdient es, gehört zu werden.“

Adrian: … und: „Make your music shine “

beyerdynamic: Und zum Abschluss – wo findet man euch, wenn man mehr über euch erfahren oder mitmachen möchte?

Adrian: Am besten direkt über unsere Website – dort gibt’s alle Infos zu unserer Equipment Roadmap, unserem kostenlosen Videotraining und die Möglichkeit, einfach mal unverbindlich mit uns zu sprechen, wie wir weiterhelfen können.

Ana: Ihr findet uns auch auf Instagram, YouTube und TikTok. Dort teilen wir regelmäßig Interviews, Einblicke in unseren Studio Alltag und Themen, die Frauen in der Musikproduktion bewegen. Unser Podcast „Songs aufnehmen leicht gemacht“ ist überall zu hören, wo es Podcasts gibt – und natürlich auch auf YouTube.

Erwähnte Produkte:

Du möchtest deine eigenen Musikproduzentin werden und mehr über das Tonstudio für Frauen erfahren? Dann informiere dich weiter:

🌐 www.tonstudiofuerfrauen.de
📧 support@tonstudiofuerfrauen.de

📍 Gymnasiumstraße 76 · 74072 Heilbronn

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