EIN KOMPLEXES ORGAN – WAS LEISTET UNSER OHR?
Eines unserer beeindruckendsten und komplexesten Sinnesorgane ist zweifelsfrei unser Gehör. Vom ersten Moment unserer Existenz arbeitet unser Gehör, selbst im Schlaf stellt es seine Aktivität nicht ein und liefert mit dem ersten Augenaufschlag prompte akustische Wahrnehmung.
Unsere Ohren erlauben dank ihrer hohen Präzision eine exakte Zuordnung von Schallereignissen im Raum, bieten damit nicht nur Orientierung, sondern auch eine besondere Form der Wahrnehmung, was um uns herum passiert. Nähert sich eine Gefahr, oder eine vertraute Stimme? Das Ohr, als dynamisches Organ erlaubt es uns, das Verhältnis zwischen leisen und lauten Tönen mühelos zu unterscheiden. Die Einschätzung erfolgt, wie wir nachfolgend sehen werden in der direkten Weiterverarbeitung dieser Informationen in unserem Gehirn. Kommunikation mit unserem Umfeld, wäre ohne unsere Ohren komplizierter und ohne die damit verbundene Komponente der Vertrautheit weniger emotional.
Das Hören erlaubt es einem Gespräch zu folgen, aktiv zu kommunizieren und nimmt auch Einfluss auf die kognitive Wahrnehmung. So erzeugt eine uns vertrauten Stimme Nähe, Vogelgezwitscher im Frühling erzeugt ein positives Gefühl, während Geräusche in dunkler Nacht für Unbehagen sorgen. Unsere Stimmung wird von vielen Dingen beeinflusst, der Hörsinn liefert die Grundlage hierfür. Das gilt auch für Klänge, Melodien und Musik im Allgemeinen. Unser Gehör erweist sich hier als beinahe unermüdliches Aufnahme- und Transportmittel.
INHALTSVERZEICHNIS
Die Funktion des Ohrs
So klein in Relation zu anderen Sinnesorganen, so tragend ist die Funktion unseres Ohrs. Wir alle nehmen unsere Umwelt aber auch uns selbst über die Sinne wahr. Dazu zählt neben dem Hören, das Sehen, Schmecken, Tasten und Riechen. Während das Auge den visuellen Part beisteuert, bildet das Ohr den auditiven Teil der Wahrnehmung ab. Unser Gehör reagiert dabei auf Schallwellen, die von unserer Umwelt, anderen Menschen oder auch beispielsweise Instrumenten abgestrahlt werden. Diese nach Außen emittierten Schallwellen nimmt unser Gehör auf, formt sie in elektrische Impulse um und leitet sie entlang des Hörnervs zum Gehirn. Dort werden Töne, Geräusche und Sprache schließlich aufgenommen, verarbeitet und interpretiert. Aber schauen wir uns den Weg des Schalls und seine Verarbeitung ein wenig genauer an. Die Ohrmuschel als Teil des Außenohrs um den äußeren Gehörgang ist im Grunde mit einer hügeligen Landschaft vergleichbar. Da es verschiedene Höhen- und Tiefenniveaus gibt, spricht man auch von akustischen Resonatoren, hier bricht sich eintreffender Schall und erfährt so zusätzlich eine frequenzgangabhängige Dämpfung. Das ermöglicht eine Lokalisation der eintreffenden Schallereignisse, so dass eine Unterscheidung erfolgt, ob das Schallereignis vor oder hinter uns stattfindet.
Der Schall wandert weiter durch das Mittelohr in Richtung Trommelfell und wird von dort aus über die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel) an das Innenohr weitergeleitet. Das befindet sich in einem direkt angrenzenden, knöchernen Labyrinth, die Hörschnecke, die den Schall in Nervenimpulse umsetzt und diese über den Hörnerv, direkt an das Gehirn weiterleitet.
Interessant in diesem Zusammenhang auch, dass im Innenohr auch der menschliche Gleichgewichtssinn bzw. das Gleichgewichtsorgan zu finden ist.
Was macht Lärm mit unserem Ohr?
Wie wir vorhin festgestellt haben, muss der eintreffende Schall in elektrische Impulse, bzw. Nervenimpulse umgewandelt, damit diese Informationen weitergeleitet und vom Gehirn entsprechend verarbeitet werden. Das Ohr besitzt eine beinahe unglaublich hohe Empfindlichkeit, die auch bei kleinster äußeren Schallleistung zu einem Sinneseindruck führt. Andersherum gibt es auch eine Belastungsgrenze bei der unser Gehör, je länger es dieser ausgesetzt ist, Schaden nimmt. Hierbei werden die in einem Flüssigkeitssystem befindlichen zylinderförmigen Haarzellen in der Gehörschnecke beschädigt. Da dadurch nicht mehr die gleiche Auslenkung, wie im unbeschädigten Zustand möglich ist, können die Nervenimpulse nicht mehr in gleichem Maße angeregt und entsprechend vom Gehirn dekodiert werden. In der Folge hört man merklich schlechter.
Aus diesem Grunde kommt der Frage, was Lärm mit unserem Gehör macht besondere Bedeutung zu. Auch die Alterung unseres Gehörs ist eine Tatsache, der man sich nur schwer entziehen kann. Schauen wir uns diese Tatsachen näher an. Es ist mittlerweile kein Geheimnis und auch wissenschaftlich erwiesen, dass uns dauerhafter Lärm einerseits krank macht und auch das Gehör schädigt. Das beginnt bereits mit unserem Hörorgan, dass sich von alleine nicht schützen kann und über eine begrenzte Widerstandskraft verfügt. Aus diesem Grunde bedarf es unserer Aufmerksamkeit, denn von außen emittierter Schall wird über die Transmission zu uns selbst, zur schädigenden Immission. Dabei kommt es aber auch auf die Dauer des einwirkenden Schallereignisses an. Kurzfristige Einwirkung, wie ein lautes Motorgeräusch, ein vorbeifahrender Zug oder ein platzender Ballon ist anders zu werten als ein stundenlanger Konzertbesuch bei dem enorm hohe Schallpegel auf unsere Ohren einwirken. In der Regel werden unsere Ohren ab einer dauerhaften, sprich länger anhaltenden Belastung von ca. 110 db Schallpegel in Mittleidenschaft gezogen. Daher gilt auch beim Hören mit Kopfhörern, insbesondere mit In-ears die Beachtung einer wohldosierten Lautstärke. Hier kann die MIY App durchaus Hilfestellung geben, behält sie die Dauer und Höhe der Schalleinwirkung im Blick.
Weitere Ursachen für Hörverluste
Das sich unser Gehör im Laufe der Jahre verändert ist eine wissenschaftliche Tatsache, wer hier den Ursachen und Auswirkungen der Alterung des Gehörs detaillierter auf den Grund gehen will, der kann sich unseren Blogbeitrag „Jeder hört anders – ein ganz persönliches Mosaik“ zuwenden.
Zum Phänomen der bewussten oder unbewussten Lärmbelastung, der man sich in jungen Jahren dann doch meist furchtlos aussetzt, gibt es zahlreiche Studien, unter anderem darüber, welche Schäden Jugendliche durch laute Musik erleiden. Laut aufgedrehte Musik über Kopfhörer, laute Diskomusik und mangelnder Hörschutz im beruflichen Umfeld machen sich in zunehmenden Alter als dauerhafte Hörminderung bemerkbar.
„Ohrkan“ – Hörverlust durch Freizeitlärm?
Seit dem Jahr 2009 beschäftigt sich eine langjährig angelegte Studie mit dem Namen „Ohrkan“ mit der Frage, ob bei Jugendlichen langfristig Hörverluste aufgrund von starker Lärmbelastung des Gehörs einstellen. Gerade bedingt durch den Konsum von lauter Musik über einen längeren Zeitraum steigt das Risiko eines lärmbedingtes Hörverlustes. Insgesamt wurden als Kern der Befragungsgruppe 2148 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 16 Jahren herangezogen und deren Umgang mit mobiler Beschallung via Smartphone oder mobilem Abspielgerät erfasst. Es zeigte sich in der ersten Basiserhebung, dass Gruppen von Jugendlichen zu einer besonders häufigen und auch lauten Musikbeschallung tendierten und hier Präventionsmaßnahmen notwendig wären, um eine gehörschädigende Nutzung von mobilen Musikplayern zu verhindern. Es zeigte sich ersten Auswertung auch, dass trotz hauptsächlicher mobiler Beschallung von Smartphone oder Musikplayer noch keine besonderen Anzeichen auf weit verbreitete Lärmschwerhörigkeit bestand und auch Hörstörungen nur selten festgestellt wurden.
Die erste Nacherhebung der Studie im Jahr 2012 „Ohrkan II“ brachte wiederum ganz neue Erkenntnisse an den Tag, hier die Zielgruppe war nun älter und somit um oder über 18 Jahre alt, konnte so nicht nur mobile Abspielgeräte nutzen, sondern auch Konzerte und Diskotheken aufsuchen. Somit ein deutlicher Anstieg des Levels an Freizeitlärm, dem die Jugendlichen ausgesetzt waren. Die zweite Nacherhebung 2015 „Ohrkan III“ führte zur Erkenntnis, dass die sog. Riskante Lärmexposition in der Freizeit bei über der Hälfte der Teilnehmer deutlich zugenommen hatte. Das dieses Verhalten aber wiederum abnimmt, zeigte sich bei der dritten Nacherhebung „Ohrkan IV“ im Jahr 2017. So neigt ein größerer Anteil junger Erwachsene mit zunehmendem Alter zu einer geringeren Risikolärmexposition. Die aktuelle Erhebung „Ohrkan V“ läuft seit 2020 und wird im Jahr 2021 abgeschlossen sein. Vergleicht man aber die Untersuchungsdaten von Teilnehmern aus Ohrkan I – III, so zeigten sich laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, das die Studie auch durchgeführt hat, zu Beginn der Studie bei 1 % der Jugendlichen Hörverluste, nach fünf Jahren waren es 3%. Somit setzt sich der positive Trend durch, dass sich Jugendliche mit zunehmendem Alter weniger lautem Freizeitlärm aussetzen.
Knochenleitung – Revolutioniert sie die Kopfhörerbranche?
Wie wir bereits festgestellt haben, trifft der über die Luft geleitete Schall seinen Weg vom Außenohr über das Mittelohr zum Innenohr an, wo er über die Hörschnecke in elektrische Impulse umgewandelt und dann über den Hörnerv in Richtung Gehirn weiter transportiert wird. Dabei gelangen die Schallschwingungen nicht über die Luft in das Innenohr, sondern über die Knochenleitung. Was aber, wenn dieser Weg nicht möglich ist, weil beispielsweise eine Schädigung des Hörvermögens bereits eingetreten ist? Dann ist die Schallübermittlung mittels Knochenleitung eine durchaus mögliche Alternative. Hierbei wird der Schall über an Vibration des Kiefer- und Schläfenknochens direkt an die Hörschnecke übertragen. Die Schädelknochen übertragen aber nicht das gesamte Frequenzspektrum, beschränken sich auf einen Bereich zwischen 600 und 3 000 Hertz. Gut für eine Wahrnehmung im sprachlichen Einsatzfeld, von audiophilen Meriten aber noch weit entfernt.
Die Knochenleitung bietet zwar nicht die selbe akustische Qualität wie wir sie vom Hören mit einem Kopfhörer gewohnt sind, aber neue Erkenntnisse in der Forschung führen zu stetigen Verbesserungen dieser Technologien. Wie Forschungen des Max-Planck-Instituts gezeigt haben, erfolgt durch die Kopplung von Schwingungen im Knochen und im Innenohr über die sog. Basilarmembran eine gegenseitige Anregung. Diese Erkenntnisse münden letztlich in neuartigen Produkten wie beispielsweise Sonnenbrillen, die gleichzeitig zu „Kopfhörern“ werden. Aber auch die Hörhilfen für Menschen mit Einschränkungen des Hörvermögens werden durch Verfeinerung der Knochenleitung über die Jahre sicherlich bessere Ergebnisse erzielen können.
Maßgeschneiderter Hörgenuss mit der MIY APP
Unser Gehör nicht nur ein präzises, sondern auch hochempfindliches Sinnesorgan, das uns Wahrnehmungen unterschiedlichster Art ermöglicht. Da es sich aber im Laufe unseres Lebens verändert, sei es durch unvorhersehbare Ereignisse, intensiver Lärmbelastung oder Alterung im Allgemeinen, verringert sich damit auch die Fähigkeit des vollumfänglichen Hörens. Um dem ein Stück entgegenzuwirken, bedarf es einer Höranalyse, um die defizitären Hörbeeinträchtigung festzustellen und zu kompensieren. Die beyerdynamic MIY App kann diese entstandenen Lücken erfassen und auffüllen, so dass ein maßgeschneiderter Hörgenuss möglich wird.
Du möchtest mehr über unsere MIY-App erfahren?
Hier geht es zum Blogbeitrag „MOSAYC KLANG-PERSONALISIERUNG“ oder erfahre hier in unserem Interview mit unserem Produktmanager Bo wie wir die MIY-App noch besser gemacht haben.
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