Wissenswertes über den Frequenzgang

Lesezeit 6 min

Wissenswertes über den Frequenzgang

Das vermutlich gängigste Beurteilungskriterium von KopfhörernMikrofonen und Lautsprechern ist der Frequenzgang. In grafischer Weise wird hier dargestellt, welche Frequenzen vom jeweiligen Equipment übertragen beziehungsweise wiedergegeben werden. Die Frage ist aber, ob die Angaben zum Frequenzgang zur Beurteilung eines Produktes ausreichen. Und außerdem: Wie sind Details zum Frequenzgang zu interpretieren?

INHALTSVERZEICHNIS

Gibt der Frequenzgang Auskunft über Qualität und Klang?

Grundsätzlich sollte ein Mikrofon bzw. ein Kopfhörer eine ausreichend große Frequenzbandbreite aufweisen. Das menschliche Gehör kann üblicherweise Frequenzen im Spektrum von 20 Hz bis maximal 20.000 Hz wahrnehmen, wobei niedrige Zahlen für die Tiefen/Bässe und hohe Zahlen für die Höhen innerhalb des Frequenzbereichs stehen. Bei den allermeisten Menschen verändert sich jedoch das Gehör im Laufe des Lebens, und die wahrnehmbare höchste Frequenz nimmt mit steigendem Alter ab. Das Altern verläuft allerdings individuell sehr unterschiedlich, und allgemeingültige Aussagen in Sachen Gehör sind schwer zu treffen. Es lässt sich nur sagen: Wenn ein Produkt den spektralen Bereich menschlicher Wahrnehmung abdeckt, sind vom Frequenzgang allein keine Rückschlüsse auf Qualität oder Klang möglich. Es gibt aber hochwertige Ausnahmen, die bewusst den Frequenzgang einschränken. Auf diese kommen wir später noch zurück.

Wie liest man ein Frequenzdiagramm?

Mittels eines Frequenzdiagramms lässt sich zumindest der grundsätzliche Charakter eines Audiosystems beurteilen. Das Frequenzdiagramm gibt Auskunft darüber, welche Frequenzen lauter bzw. leiser über den Kopfhörer oder die Lautsprecherboxen wiedergegeben oder, im Falle eines Mikrofons, aufgenommen werden. Hierbei können folgende Frequenzbereiche grob unterschieden werden, wobei die Übergänge fließend und exakte Grenzen nicht in Stein gemeißelt sind.

Tiefbass 20-40 Hz
Hier befinden sich lediglich die tiefen Anteile einer Kickdrum oder Subbässe von Synthesizern, außerdem Schallgeräusche durch Tritte auf dem Boden, welche üblicherweise später herausgefiltert werden. Ansonsten ist eher kein nennenswerter Inhalt in diesem Bereich zu finden.

Tiefen 40-200 HzWeiterhin ist hier die Kickdrum zu hören, wobei jedoch ab ca. 80-100 Hz Bassgitarren, die tiefen Anteile von Synthesizern, Toms und weitere Trommeln meistens dominieren. Auch die menschliche Stimme ist bei tiefen Sängern bereits ab ca. 100 Hz wahrnehmbar, wenn auch nur sehr geringfügig. Ab 150 bis 200 Hz wird der untere Körper der Stimmen dann deutlicher. Dieses Frequenzband ist auch noch tief genug, um durch Wände zu passieren und hinter ihnen gut hörbar zu sein. Aus diesem Grund ist vor einem Club nur der Bass hörbar. Das Durchdringen von Mitten und höheren Frequenzen wird von Wänden verhindert.

Tiefmitten 200-500 HzDas Fundament der menschlichen Stimme und der Snare hat ihren Hauptteil in den tiefen Mitten. Häufig sind auch „muffige und mulmige“ Anteile unaufgeräumter Mixes in diesem Frequenzbereich hörbar, da sich hier der Grundtonbereich zu vieler Klangquellen summiert. Ein Gehörschutz lässt neben den Bässen meist die tiefen Mitten noch gut durch, wohingegen Höhen deutlich absorbiert werden.

Mitten 500-2000 HzIn den Mitten sind Details besonders gut wahrnehmbar, weil das Gehör in diesem Bereich empfindlicher ist als in den Bässen oder Tiefmitten. Für Gitarren und Stimmen ist dieser Frequenzbereich beispielsweise wichtig. Man fühlt sich jedoch schnell an ein Küchenradio oder ein altes Telefon erinnert, wenn dieser Bereich überbetont wird.

Klanglich noch direkter wirkt der Frequenzbereich der Präsenzen auf das Gehör, quasi der Übergang der Mitten in die Höhen. Einerseits können Stimmen so wesentlich näher wahrgenommen werden, andererseits ist es auch schnell zu viel des Guten, wird aufdringlich oder klingt nach Megafon. Die Ursache liegt darin, dass die Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs für diesen Frequenzbereich am höchsten ist.

Die Brillanz und gefühlte Offenheit vieler Klangquellen liegt im hohen Frequenzbereich. Dementsprechend finden sich hier primär Becken sowie hohe Streicher- und Lead-Instrumente, aber auch noch einige Anteile der Sprache. Vor allem sogenannte Sibilanten (Zisch- und S-Laute) sind hörbar. Auch Vogelgezwitscher befindet sich vorrangig im

Jenseits der Höhen ist nur noch wenig klar definiert wahrnehmbar. Dennoch sind auch diese Frequenzen wichtig für einen offenen, sich noch brillanter anfühlenden Klangcharakter. Wenn dieser Frequenzbereich fehlt, klingt eine Klangquelle schnell etwas matt.

Gibt es Frequenzunterschiede bei Kopfhörern, Mikrofonen oder Lautsprechern?

Die beschriebenen Frequenzgänge sind bei Mikrofonen, Kopfhörern und Lautsprechern nur schwer vergleichbar. Dies hat mehrere Gründe.

Mikrofone

Der Frequenzgang eines Mikrofons ist selten linear. Je nachdem, wofür das Mikrofon gedacht ist, können unterschiedliche Bereiche abgesenkt oder erhöht sein. Beispielsweise ist es bei einigen Vintage-Mikrofonen so, dass die Frequenzbandbreite stark beschränkt ist, was eine der oben erwähnten Ausnahmen darstellt. Ein unvollständiges Frequenzspektrum ist im Falle eines solchen Mikrofons beabsichtigt und dient dem nostalgischen Charakter. Bei einem Gesangsmikrofon ist hingegen häufig der Präsenzbereich betont. Verschiedene Mikrofone setzen je nach Modell immer wieder eigene Akzente und unterscheiden sich somit auch innerhalb ihrer Kategorie, egal ob Gesangs-, Gitarren- oder Schlagzeugmikrofon.

Lautsprecher und Kopfhörer

Auch bei einem Abhörmonitor ist es so, dass Linearität nicht zwangsweise das Ziel ist. Besonders im Hi-Fi-Bereich setzen Hersteller daher oft auf eine ausgeprägte Betonung der Bässe, sowie deutliche Höhen. Mitten sind eher abgesenkt. Profis sprechen hier oft vom „Badewannen-Sound“, weil das Frequenzgang durch den verhältnismäßig geringen Anteil der Mitten optisch einer Badewanne gleicht. Der resultierende aufgepumpte Klang entspricht den meistverbreiteten Hörgewohnheiten von Konsumenten und macht sich gut bei Filmen oder beim Musikhören in der Freizeit. Ein vollständig linearer Frequenzgang hingegen wirkt bei Film und Musik vielen zu langweilig.

In einem Tonstudio ist dieser mächtig wirkende Frequenzgang jedoch weniger hilfreich, da er tendenziell zu einem dünnen und dunklen Mix führt. Der Toningenieur hört schließlich schon so viele durch Lautsprecher oder Kopfhörer hinzugefügte Bässe und Höhen, dass er sie in seinem Produkt eher absenkt oder nicht auf ein angemessenes Maß erhöht. Zumindest wird die objektive Beurteilung schwieriger. Ein eher linearer Lautsprecher oder Kopfhörer ist in diesem Fall sinnvoller. 

Darauf muss beim Kauf geachtet werden

Einsatz-
bereich

Beim Kauf wäre also darauf zu achten, für welchen Einsatzzweck das Gerät gedacht ist. Zudem ist bei Lautsprechern die Größe zu berücksichtigen. Besonders die untere Grenzfrequenz sollte es für das Mixing erlauben, tieffrequente Instrumente korrekt beurteilen zu können. Diese ist wiederum stark von der Größe der Box abhängig. Enden beispielsweise die Übertragungseigenschaften bereits bei 60 oder 70 Hz, wird es schwierig, Teile der Kickdrum zu hören oder unerwünschten Subbass zu entfernen. Auch ein zu großer Lautsprecher kann ein Problem darstellen, wenn der Raum, in dem er sich befindet, viel zu klein für die Lautsprechergröße ist und sich tiefe Frequenzen unkontrolliert im Raum aufbauen. 

Grenz-
frequenz

Lautsprecher mangelhafter Qualität können trotz angemessener Größe eine unzureichende untere oder obere Grenzfrequenz aufweisen. Das Klangerlebnis nähert sich in diesem Fall dem zuvor beschriebenen Küchenradio an und besteht nur noch aus Mitten. Höhen und Tiefen fehlen fast vollständig. Ausnahmen bilden einige Lautsprecher, die als „akustische Lupe“ dienen sollen. Diese sind bewusst von Höhen und Tiefen befreit, um einen starken Fokus auf die Mitten, den dominanten Frequenzbereich vieler Klangquellen, zu ermöglichen und um beurteilen zu können, ob ein Mix auch auf suboptimalen Anlagen funktioniert.

Persönlicher
Geschmack

Im Falle guter Lautsprecher und Kopfhörer entscheidet eher der persönliche Geschmack. Alle relevanten Frequenzen sollten hörbar sein, aber jeder Mensch bevorzugt eine andere Charakteristik des Frequenzgangs. Noch dazu ist jede Einsatzumgebung anders und erfordert unterschiedliches Equipment. Das gilt ebenso für jedes Drumset, jedes Instrument und jede individuelle menschliche Stimme. Es gibt kein Mikrofon, das grundsätzlich das Beste für jeden Sänger und jede Sängerin ist. Zudem legen viele Hersteller Wert auf den eigenen Signature-Klang – ein gewisses Wiedererkennungsmerkmal. Die Verteilung der Frequenzen allein reicht also zur Beurteilung der Qualität nicht aus, sie kann auch unterschiedlichen, subjektiven Vorlieben entsprechen. Vielleicht magst du persönlich etwas betontere Bässe oder Höhen. 

Weitere Qualitätsmerkmale sind also zu beachten, um sich ein umfassendes Bild von der Qualität einer Abhöre oder eines Mikrofons machen zu können. Wie ist die räumliche Auflösung der Lautsprecher? Kannst du die unterschiedlichen Klangquellen im Panorama orten oder verteilt sich alles undefinierbar? Wie ist das Impulsverhalten? Bildet ein Mikrofon die Klangquelle originalgetreu und detailliert ab oder verändert es die Dynamik und den grundsätzlichen Charakter des Signals? Wie hoch ist der Klirrfaktor? Werden dem Signal durch Mikrofon oder Abhöre eventuell unerwünschte Obertöne beigemischt? All diese Dinge geben neben dem Frequenzgang Aufschluss über die Qualität des Produkts und über individuelle Eigenschaften, die den Klang beeinflussen.

beyerdynamic MIY Hörtest

Wie funktioniert die MIY App?

Es gilt also im Einzelfall herauszufinden, welches Equipment dir persönlich entgegenkommt. Bei Kopfhörern musst du aber nicht ins Blaue raten: wir bieten hierfür die MOSAYC-Klangpersonalisierung by Mimi Defined™ an. Nachdem du in ungefähr zwei Minuten dein persönliches Profil erstellt hast, passt Mimi Defined™ das gesamte Klangbild der Musik so an deine Ohren an, dass du jedes Detail hören und erleben kannst. Die Kopfhörer passen ihren Frequenzbereich perfekt an deine Ohren an. Der Hörtest gestaltet sich einfach: Deine eigene Hörschwelle wird ermittelt, indem Töne unterschiedlicher Frequenzen vorgespielt werden; sobald du sie wahrnehmen kannst, betätigst du eine Taste auf dem Display. Durch Anpassungen auf der Grundlage des Hörtests wird gewährleistet, dass alle Frequenzen ausreichend aber nicht zu stark betont werden. So sind für dich auch bei moderater Lautstärke alle Tiefen, Mitten und Höhen gut hörbar, und du nimmst mehr Details wahr.

Weiterlesen: Wenn du mehr über die Technologie und die Klanganpassung erfahren möchtest, kannst du hier  weiterlesen:

MOSAYC  Klang-Personalisierung

Wie bewertest du diesen Artikel?

Rating: 4.5 / 5. Anzahl Bewertungen: 22

War dieser Beitrag hilfreich?