BEYERDYNAMIC TRIFFT DEXTER
Dexter kennt die deutsche Hip-Hop-Szene als Solokünstler und Produzent. Doch bevor er sich voll und ganz der Musik verschrieben hat, begleitete ihn das Hobby während seiner Facharzt-Ausbildung.
Als einer der fünf Künstler:innen der PRO X Kampagne, war er mit IAMNOBODI zuständig für den Beat des Songs „Feels like home“.
Im Interview: Dexter
Dexter spricht im Interview unter anderem über seine rudimentäre Studioausstattung, die schon einmal auf ungläubige Blicke traf und er erzählt, mit welchen Künstler:innen er gerne zusammenarbeiten würde.
Kopfhörer oder Lautsprecher?
Dexter: Lautsprecher
Hardware Synthesizer oder VST?
Dexter: Hardware Synthesizer
808 oder Analog Drumkit?
Dexter: 808
Samplen oder Einspielen?
Dexter: Sampeln
Vinyl oder Serato?
Dexter: Vinyl
Dexter: Bei allen Entweder-Oder-Fragen nutze ich tatsächlich gerne beides, aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann wäre es das.
beyerdynamic: Wie lief die Zusammenarbeit mit den anderen Künstler:innen beim PRO X Song „Feels like home“ – Habt ihr euch mal persönlich getroffen?
Dexter: Also ich muss sagen, die Zusammenarbeit lief total cool und harmonisch ab. Vor allem IAMNOBODI, den kannte ich davor schon. Wir haben uns vor 10 – 15 Jahren kennengelernt und haben zusammen auf dem Splash gespielt. Durch das Label Melting Pot Music haben wir auch schon viel Kontakt gehabt. Das war einfach so eine Beatszene, die Mitte Ende der 2000er und Anfang 2010 am Start war. Daher kenne ich ihn schon ganz gut und habe aber noch nie wirklich was mit ihm gemacht und bin total happy, dass ich mit ihm zusammenarbeiten konnte. Wir haben ja zusammen den Beat gemacht und das war sehr, sehr cool, sehr fruchtbar. Rola kannte ich noch gar nicht. Aber die ist super und mega talentiert und hat total schnell ihre Vocals abgeliefert und war sehr kommunikativ – von daher war die Zusammenarbeit supergut.
Volker, der hat schon früher meine Sachen gemastert, daher kannte ich ihn auch schon. Und Miriam Davoudvandi, die auch bei der Kampagne dabei war, die kenne ich auch. Daher war das eh nicht so, dass man total frisch zusammengewürfelt wurde und man sich gar nicht kannte. Das war schon von Vorteil und es hat sehr viel Spaß gemacht.
beyerdynamic:
Dexter: So eine richtige Umstellung war das eigentlich gar nicht, weil ich davor schon die ganze Zeit Musik gemacht habe und gefühlt hat das genauso viel Zeit eingenommen wie mein richtiger Beruf. Es war eine wirtschaftliche, finanzielle Umstellung, da man auf sein Facharztgehalt verzichtet und alles Geld mit Musik verdienen muss, weil man auch seine Familie ernähren muss.
Mental war es allerdings eine Umstellung, da das jetzt mein Job ist, mit dem muss ich mein Geld verdienen. Das ist jetzt nicht nur on top, sondern das ist jetzt mein richtiger Job. Es hat natürlich so ein paar Sachen verändert, was ich mache und wie ich es mache. Es hat mir total gutgetan, bei der persönlichen Entwicklung nur Musik zu machen, weil ich nicht mehr so krass gestresst bin und es läuft auch wirtschaftlich trotz Corona einigermaßen. Auch dieses Selbstständigen-Dasein, das ist so was, wo ich mir dachte, es liegt mir überhaupt nicht, aber es liegt mir doch. Und ob ich meinen alten Job vermisse? Manchmal muss ich schon dran denken. Ich habe den Job ja gerne gemacht und ich mache auch weiterhin immer Fortbildungen, damit ich auf dem aktuellen Stand bleibe. Aber im Moment zurückzugehen, vor allem an die Klinik, kann ich mir nicht vorstellen, weil das alles etwas entspannter ist wie ich im Moment lebe. Ich schließe es nicht aus, irgendwann in den nächsten Jahren, wenn ich dann noch dazu fähig bin (lacht), zurückzugehen, vielleicht auch in Teilzeit. Das lasse ich mir im Moment noch offen.
beyerdynamic: Deine Musik entsteht vorwiegend in deinem Home-Studio. Wie hast du dir das eingerichtet und sind die Zeiten vorbei, in denen man sich ein teures Tonstudio mieten musste, um produzieren zu können?
Dexter: Ich habe eigentlich Musik schon immer nur im Home-Studio gemacht. Ich war selten in meinem Leben in professionellen Studios, also in großen, professionellen Studios. Ab und zu, wenn es irgendwelche bestimmten Aufträge waren oder so, kam das vor. Aber die meisten Sachen mache ich einfach zu Hause und ich komme ja, auch wenn ich schon ein bisschen älter bin, aus einer Generation, in der man viel zu Hause gemacht hat. Gerade in der Hip-Hop-Produktion braucht man ja nicht viel. Ich bin immer noch der Meinung, weniger ist mehr nach wie vor auch, dass man nicht Tausende Sachen braucht, um ans Ziel zu kommen und vor allem nicht teure Sachen. Genau deshalb reicht mir das Home-Studio total aus. Im Endeffekt habe ich einen Tisch mit Monitorboxen, einem Rechner und viel, viel Software, Synthesizer und so. Ich bediene mich aber nach wie vor noch viel von Samples, Platten und habe 2 – 3 Hardware Synthies, mit denen ich Sachen einspiele und viel nehme ich einfach mit dem Mikrofon auf: Percussions beispielsweise oder auch mal akustisches Klavier. Wenn ich mal irgendwo bin, wo ein Klavier steht, dann spiel ich da was ein und nehme das dann auf. Erst letzte Woche haben wir uns ein Familien-Klavier bei Ebay Kleinanzeigen geschossen und das wird auf jeden Fall auch noch mit einfließen. Bei mir ist es sehr rudimentär eingerichtet und es kam auch schon mal die Aussage ’Okay, was? Aha, so sieht also ein Gold- und Platinstudio aus.’ hat er sich anders vorgestellt. Ja, aber so ist das halt. (lacht)
„Es kam auch schon mal die Aussage
‚Okay, was? Aha, so sieht also ein Gold- und Platinstudio aus.‘ Hat er sich anders vorgestellt.
Ja, aber so ist das halt.“
beyerdynamic: Mit welchem Künstler:innen würdest du gerne mal zusammenarbeiten und warum?
Dexter: Es gibt schon viele, mit denen ich zusammenarbeiten würde. Ich bin aber jemand, der nicht so Sachen forciert oder irgendwelche Leute anschreibt oder Beats verschickt, nur damit irgendwas passiert. Ich hoffe dann immer auf zufällige Zusammenkünfte und hatte in der Vergangenheit schon echt viele gute. Aber wenn du mich so direkt fragst, dann hätte ich schon mal Bock einen Beat für Kendrick Lamar zu machen oder für J.I.D. Es gibt schon so ein paar Künstler, auf die ich Bock habe. Ich würde auch gerne mit OG Keemo was zusammen machen. Ich kenne ihn zwar ein bisschen von Veranstaltungen, wir haben ein paar Sätze gewechselt, aber er ist ja mit Funkvater Frank ein sehr eingeschworenes Team – das ist auch gut so. Und ich bin da auch keiner, der da jetzt hingeht und es unbedingt forciert. Aber ja, das sind so die Künstler, mit denen ich mal so Bock hätte.
beyerdynamic: Was interessiert dich an diesen Künstlern?
Dexter: Ich stehe total auf Rapper oder Sänger, die vor allem mit ihrer Stimme viel machen und einen gewissen Style haben und nicht einfach irgendwelche Bars durchrappen, sondern die sich ein bisschen mehr Zeit nehmen für verschiedene Techniken, Flows und so weiter. Das finde ich immer sehr interessant. Wenn es vor allem musikalisch ist und mit Gesang verbunden ist, finde ich es eh cool. Kendrick ist der Meister der verschiedenen Styles und da habe ich schon immer Bock drauf.
beyerdynamic: Was steht bei dir für 2022 auf der Agenda und worauf dürfen wir uns freuen?
Dexter: Also ich hoffe, dass ich im April dieses Jahr auf Tour gehen kann, wenngleich die Lage gerade ein bisschen schwierig ist. Aber das ist so das Wichtigste für 2022, dass ich endlich die Tour und das neue Album spielen kann. Der Ticketvorverkauf läuft noch und wir sind noch guter Hoffnung, dass wenn die Zahlen wieder heruntergehen, wir das irgendwie machen können.
Darüber kann ich leider noch nichts sagen, aber es gibt noch ein relativ großes Soundtrack Projekt, an dem ich gerade arbeite. Da freue ich mich auf jeden Fall auch schon, wenn das rauskommt. Ansonsten natürlich immer neue Musik machen und spontane Singles und Produktionen für andere veröffentlichen.
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