beyerdynamic trifft Musikproduzent Konstantin Kersting

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HIT-PRODUKTIONEN

BEYERDYNAMIC TRIFFT 
MUSIKPRODUZENT KONSTANTIN KERSTING

Konstantin Kersting ist ein deutscher Produzent, der in Australien arbeitet. Er hat unter anderem dem Song Dance Monkey seinen unverwechselbaren Klang verpasst. Der Song wurde international erfolgreich und erreichte in vielen Ländern hohe Chartplatzierungen. Seine kreative Arbeitsweise hat ihn zu einem gefragten Produzenten gemacht.

Konstantin Kersting im Interview

Im Interview: Konstantin Kersting

Im Interview teilt Konstantin seine Erfahrungen darüber, wie sich die Musikszene und auch seine Arbeit in Australien im Vergleich zu Deutschland unterscheiden.

INHALTSVERZEICHNIS

Heimat

beyerdynamic: Auf deiner Webseite hast du ein Zitat, welches erahnen lässt, dass du dich der Tradition von Australien sehr verbunden fühlst. Welche Faszination übt dieses Land auf dich aus?

Konstantin: Meine Faszination für Australien hat viel mit der Größe des Landes und dem gewissen Freiheitsgefühl, das damit verbunden ist, zu tun. Das gute Wetter und das tropische Klima in Brisbane helfen natürlich auch.

beyerdynamic: Was vermisst du am meisten an Deutschland?

Konstantin: Am meisten vermisse ich meine Freunde und Familie, aber auch Berliner Döner, Currywurst und billiges Bier!

beyerdynamic: Wie unterscheidet sich das Arbeiten als Produzent in Australien zu Deutschland?

Konstantin: Australiens Musikszene ist im Gegensatz zu Deutschland alternativer angehaucht. Dadurch, dass einer der größten nationalen Radiosender, Triple J, fast keine Mainstream-Musik spielt, gibt es hier etwas mehr Freiraum zu experimentieren. Als Produzent kann man dadurch in vielen verschiedenen Genres arbeiten: im letzten Jahr habe ich zum Beispiel an Rock, Pop, Psychedelic, Dance und Folk Records gearbeitet. Meine deutschen Freunde sind im Gegensatz dazu oft nur in einem Genre unterwegs, was mich auf Dauer langweilen würde.

Konstantin Kersting im Interview
“ Kreative Sackgassen vermeide ich, indem ich einfach für zehn Minuten aus dem Studio gehe und um den Block laufe – frische Luft hilft irgendwie immer.“

Deine Songproduktion

beyerdynamic: Welches Projekt oder welche Zusammenarbeit hat dir in deiner Karriere als Produzent am meisten bedeutet und warum?

Konstantin: Die Zusammenarbeit mit Tones And I war sehr prägend für mich. Ich hatte zuvor zwar schon an erfolgreichen Alben und Singles in Australien gearbeitet, aber durch unsere Arbeit haben sich endlich auch internationale Türen geöffnet. Es war außerdem super cool zu sehen, wie sie von einer Straßenmusikantin zum Superstar wurde – und das innerhalb von wenigen Monaten. Durch dieses Projekt habe ich gelernt, dass jeder Künstler mit dem richtigen Song einen weltweiten Hit haben kann – auch ohne große Marketing-Budgets und Major-Label-Support.

beyerdynamic: Was sind die wichtigsten Fähigkeiten, die ein erfolgreicher Produzent deiner Meinung nach haben sollte?

Konstantin: Ich denke, am wichtigsten ist es, ohne Ego in Sessions zu gehen. Die Songs gehören immer dem Künstler – und nicht dem Produzenten. Künstlern wirklich zuzuhören und sie dabei zu unterstützen die beste Version ihrer Songs zu verwirklichen ist meiner Meinung nach die wichtigste Fähigkeit.

beyerdynamic: Wie unterstützt du Künstler und Musiker in ihrer Kreativität? Und wie vermeidest du kreative Sackgassen?

Konstantin: Ich versuche zu verstehen, wer die Person hinter dem Künstler wirklich ist. Des Weiteren ist es mir immer wichtig, dem Künstler klarzumachen, dass das Studio ein Safe Space ist und dass alle Ideen es wert sind ausprobiert zu werden. Ich denke auch, dass eine gemütliche Atmosphäre im Studio viel hilft. Kreative Sackgassen vermeide ich, indem ich einfach für zehn Minuten aus dem Studio gehe und um den Block laufe – frische Luft hilft irgendwie immer.

beyerdynamic: Wie bleibst du immer am Zahn der Zeit, wenn es um Trends und neue Ausrüstung/Technologien geht?

Konstantin: Ich habe 2020 mein Studio umgebaut und arbeite jetzt mit einem Hybrid aus Digital und Analog. Ich habe keine wirkliche Ambition immer direkt am Zahn der Zeit zu bleiben. Es hilft aber, in einem großen Studio-Komplex (4000 Studios) zu arbeiten, wo man sich mit anderen Produzenten austauschen kann. Die Dance-Kollegen folgen zum Beispiel Plugins und Trends sehr viel mehr – ab und zu kann ich mir etwas abgucken und in mein System integrieren.

beyerdynamic: Was ist die ungewöhnlichste oder unerwartetste Quelle der Inspiration, die du jemals bei der Produktion eines Songs oder Albums hattest?

Konstantin: Vor kurzem habe ich einen Song produziert und in der gleichen Nacht von einer anderen Version der Nummer geträumt: Die originale Produktion war 4-to-the-floor, die Traumversion war mehr ein Shuffle. Morgens habe ich den Song komplett neu produziert und an die Künstler geschickt. Alle fanden die neue Version viel geiler!

Konstantin Kersting im Interview
Konstantin Kersting im Interview
„Mach was du willst, hab Spass und jeder Song hat das Potential durch die Decke zu gehen.“

Dein Sound

beyerdynamic: Wie würdest du den Konstantin-Signature-Sound beschreiben?

Konstantin: Ich versuche eigentlich keinen Signature-Sound zu haben – ich hoffe immer, dass die Songs, an denen ich arbeite, sich wie die beste Version der Künstler anhört. Falls ich einen Signature-Sound habe, ist das wirklich eher unbewusst.

beyerdynamic: Du nutzt eine breite Palette an Hardware- und Softsynths. Welcher Synth darf bei einer Produktion von dir nie fehlen?

Konstantin: Es gibt keinen einzigen Song, bei dem ich nicht wenigstens eine Spur mit dem TAL-U-No-LX habe.

beyerdynamic: Wie verändert sich die eigene Arbeitsweise, wenn man weiß, man ist in der Lage einen Welthit zu schreiben? Ist dies Fluch oder Segen?

Konstantin: Definitiv ein Segen. Niemand wusste, dass das ein Hit werden würde – wir haben einfach gemacht, was uns gefallen hat und Toni hat den Song damals einfach selbst veröffentlicht. Für mich heißt das seitdem, dass man nie wirklich weiß, was erfolgreich wird. Mach was du willst, hab Spaß und jeder Song hat das Potential durch die Decke zu gehen.

Konstantin Kersting im Homestudio
„Auf Kopfhörern hört man manchmal Dinge, die auf Lautsprechern unmöglich zu hören sind, vor allem auf niedrigen Lautstärken.“

beyerdynamic: Kannst du uns mehr über die Entstehung des Synth-Intro bei Dance Monkey erzählen?

Konstantin: Toni hatte den Song schon für eine Weile live gespielt, damals auf einem billigen Casio Keyboard mit einer Art Klavier-Sound. Ich habe sie dann im Studio auf einem Midi-Keyboard aufgenommen, die Midi auf einem KORG Minilogue gespielt und dann alles durch einen Neve 1073 Preamp aufgenommen.

beyerdynamic: Du arbeitest schon länger mit dem Klassiker, dem DT 770 PRO. Wie gefallen dir die PRO X Kopfhörer?

Konstantin: Ich liebe die DT 770 PRO’s, aber die PRO X sind nochmal einen Zacken schärfer. Ich benutze die DT 770 PRO, um Vocals produzieren und zu compen und die DT 900 PRO X zum abmischen.

beyerdynamic: Wann ziehst du Kopfhörer Monitoring Lautsprechern vor? Wann hast du sie im Einsatz?

Konstantin: Ich benutze immer beide zum Abmischen. Auf Kopfhörern hört man manchmal Dinge, die auf Lautsprechern unmöglich zu hören sind, vor allem auf niedrigen Lautstärken. Vor allem bei den Vocals helfen mir Kopfhörer viel.

Erwähnte Produkte

Recording Kopfhörer DT 770 PRO beyerdynamic

DT 770 PRO
Studiokopfhörer für Kontroll- und Monitorzwecke (geschlossen)

Recording Kopfhörer DT 900 PRO X beyerdynamic

DT 900 PRO X
Studiokopfhörer zum Abhören und für Mixing & Mastering (offen)

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