Kleine Anleitung fürs Recording von Akustikgitarren

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KLEINE ANLEITUNG FÜRS RECORDING VON AKUSTIKGITARREN

In diesem Blogbeitrag möchten wir euch zeigen, wie ihr eure Akustikgitarre selbst aufnehmen könnt. Dabei starten wir zunächst mit ein paar Basics und erklären, welche Mikrofone dafür besonders gut geeignet sind und wie ihr diese am besten positioniert.

Grundlegend gibt es zwei Möglichkeiten, eine Gitarre aufzunehmen: über einen Tonabnehmer oder ein Mikrofon. Ein Tonabnehmer bringt Vorteile wie einen konsistenten Klang, geringere Anfälligkeit für Feedback und eine geringere Empfindlichkeit für die Aufnahme von Umgebungsgeräuschen mit sich. Wer aber den Aufwand nicht scheut und seine Gitarre mit einem oder mehreren Mikrofonen aufnimmt, wird mit einem vollen, natürlichen Klang belohnt, der die Tonqualität wesentlich realistischer widerspiegelt. Es lohnt sich also durchaus, diesen Weg zu gehen.

 

INHALTSVERZEICHNIS

Die Grundvorraussetzungen

Für das Aufnehmen mit einem Mikrofon sollten zunächst einige Grundvorrausetzungen erfüllt sein:

  • Die Akustik des Raumes, in dem ihr aufnehmen wollt, sollte kontrolliert und angenehm sein. Das bedeutet: kein unangenehmes Dröhnen im Bassbereich durch Raumresonanzen (sogenannte stehende Wellen), keine Flatterechos zwischen parallelen Wänden und auch nicht zu viel Nachhall. Natürlich ist ein perfekter akustischer Raum nicht immer vorhanden, aber je besser der Raum klingt, desto reibungsloser verläuft die Aufnahme.
  • Es sollten möglichst wenige Nebengeräusche wie Straßenlärm, Lüftergeräusche vom PC/Laptop oder der Lüftung vorhanden sein. Selbst wenn die Nebengeräusche auf der Aufnahme zunächst nur recht leise zu hören sind, kann der Geräuschteppich bei der späteren Abmischung durch Dynamikbearbeitung mit Kompressor und Limiter doch wieder störend hervortreten. Das gilt es unbedingt zu vermeiden.

  • Die Gitarre selbst sollte natürlich von sich aus gut klingen und sauber gestimmt sein. Neue Saiten sind für einen frischen, brillanten Klang empfehlenswert. Wem nagelneue Saiten zu metallisch klingen, sollte diese bereits ein paar Tage vor dem Recording aufziehen.

Mono vs. Stereo

Mono:

Vorteile Mono

+ Einfaches Setup: weniger Aufwand und weniger Equipment nötig

+ Keine Laufzeit- oder Phasenprobleme wie sie bei Mehrkanalaufnahmen entstehen können

Nachteile Mono

– Der Klang ist weniger räumlich

Stereo:

Vorteile Stereo

+ Räumlicher, breiter Klang

+ Lässt dadurch Platz im Arrangement für die Gesangsstimme in der Mono-Mitte

Nachteile Stereo

– Es wird mehr Equipment (weiteres Mikrofon, Mikrofonständer, Kabel, usw.) benötigt

– Beim Abhören in Mono kann es beim Aufnehmen mit mehreren Mikrofonen zu Phasenauslöschungen kommen, die sich als hohler, undifferenzierter Klang bemerkbar machen.

Positionierung eines Mono-Mikrofons

Folgend erläutern wir zunächst die optimale Positionierung eines einzelnen Mikrofons, dann weiten wir das Setup auf die Stereomikrofonierung aus.

Recording Akustikgitarre

Als Startpunkt bietet sich an, das Mikrofon am Griffbrett zu positionieren und es leicht einzudrehen, sodass es auf den Bereich des 12. Bundes zeigt. Für mehr Bass und Anschlagsgeräusche positioniert ihr das Mikrofon weiter Richtung Schallloch, für mehr Griffbrettgeräusche und einen etwas schlankeren Sound weiter Richtung Gitarrenhals. Hier ist Ausprobieren angesagt. Das Mikrofon sollte nicht direkt am Schallloch positioniert werden, da so ein dröhnender, basslastiger Klang entsteht.

Als Abstand zwischen Mikrofon und Gitarre sind etwa 20 cm ein guter Ausgangspunkt. Mikrofone mit Richtcharakteristik besitzen einen Nahbesprechungseffekt, der bei zu naher Positionierung am Instrument die tiefen Frequenzen stark anhebt. Dieser Effekt ist meist unerwünscht und sollte vermieden werden. Vergrößert man den Abstand zwischen Mikrofon und Gitarre, ergibt sich meist ein ausgewogenerer, natürlicher Klang. Gleichzeitig erhöht sich aber auch der Raumanteil, der dazu führen kann, dass die Aufnahme weniger direkt klingt.

Es empfiehlt sich, das Mikrofonsignal über einen Kopfhörer anzuhören und so lange mit der Positionierung zu spielen, bis der gewünschte Klang erreicht ist.

Die hier beschriebenen Positionierungsempfehlungen bilden zwar eine gute Basis, doch ihr solltet auch experimentieren und andere Positionen ausprobieren. Jede Gitarre, jeder Spieler und jeder Musikstil ist für sich einfach zu individuell für pauschale Empfehlungen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und mit etwas Übung und Erfahrung lassen sich gute Ergebnisse erzielen.

Positionierung eines Stereo-Mikrofons

Als klassische Stereoverfahren haben sich die A/B-Mikrofonierung als Laufzeitstereophonie sowie die X/Y-Mikrofonierung als Intensitätsmikrophonie bewährt. Beide Möglichkeiten eignen sich hervorragend, um eine Akustikgitarre zu mikrofonieren.

A/B-Positionierung:

Zusätzlich zum vorher beschriebenen Mono-Mikrofon könnt ihr noch ein zweites Mikrofon hinter dem Steg positionieren, das auf die Decke der Gitarre ausgerichtet ist. Spielt auch hier mit der Position. Um Phasenproblemen vorzubeugen solltet ihr darauf achten, dass die Laufzeit des Schalls von der Gitarre zu beiden Mikrofonen identisch ist. Beide Mikrofone werden im Stereopanorama hart links beziehungsweise rechts gepannt. Je stärker das Panning, desto breiter wirkt das Klangbild der Gitarre.

Recording Akustikgitarre

X/Y-Positionierung:

Bei X/Y entstehen keine Probleme mit Phasen und Monokompatibilität. Für eine X/Y-Mikrofonierung werden die Mikrofone (Richtcharakteristik: Niere) im 90-Grad-Winkel zueinander angeordnet. Die Membranen sollten dabei einen möglichst kleinen Abstand zueinander haben. Man kann beide Mikrofone etwa am Übergang zwischen Korpus und Griffbrett positionieren, sodass ein Mikrofon auf das Griffbrett zeigt, das andere auf den Körper der Gitarre.

Die richtige Mikrofonauswahl

Auch für die Aufnahme einer Akustikgitarre gibt es eine Vielzahl hervorragend geeigneter Mikrofone. Meist bieten sich hierfür Kleinmembran-Kondensatormikrofone an, da sie die Gitarre sehr präzise wiedergeben. Wir empfehlen hierfür das MC 930 oder das TG I53. Aber auch dynamische Mikrofone können eine gute Figur machen und extrem gut klingen. Hier ist das M 201 eine klanglich ausgezeichnete Option, da es detailliert auflöst und euren Sound dank herausragender technischer Eigenschaften in vollem Umfang einfängt. Zum Abschluss empfehlen wir für einen besonders warmen Sound und sanfte Höhen den Einsatz von Bändchen-Mikrofonen wie unser M 160.

Wir wünschen euch viel Spaß und Erfolg bei euren Aufnahmen! Und falls du eine Anleitung fürs Recording von E-Gitarren suchst, dann schau dir unseren Beitrag dazu an. Jetzt lesen >

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