EstA: Ich frage mich, ob ich je ein Teil der Szene war. Auch über mein ehemaliges Label habe ich mich bewusst als Gegenpol positioniert.
Dass es in der Szene heute keine Inhalte mehr braucht und man nur den geilen Beat und die richtigen Vibes benötigt, ist mit Sicherheit die Schattenseite der Veränderung. Jeder kann derzeit Rapper werden. Stars werden gemacht – es geht nur noch um das richtige Marketingbudget. Mit einem fetten Beat, besonderem Aussehen und einem „coolen“ Leasingwagen im Video werden Musiker in den Markt gepresst.
Auf der anderen Seite ist der Hype, den Rap derzeit erfährt aber auch gut. Er wird endlich als Sprache der Jugend anerkannt und bekommt von den Medien die verdiente Aufmerksamkeit geschenkt.
Es ist nur schade, dass viele Künstler diese Reichweite nicht nutzen. Oft geht es in den Texten nur darum Drogen zu ballern.Klar gibt es auch Musiker, die sich gegen Drogen positionieren und ihre Reichweite dementsprechend gut nutzen. Dennoch überwiegt für mein Empfinden leider der Trash.
Für mich persönlich muss ich nun die Entscheidung treffen, ob das weiterhin noch meine Welt bleibt oder ob das nun mein letztes Album war. Ich lege eben sehr viel Wert auf Inhalte und durchdachte, aussagekräftige Lyrics. Das Business hat sich dahingehend aber über die letzten zehn Jahre verändert. Musik ist so etwas faszinierendes, aber wird aktuell immer willkürlicher und belangloser.
Ich hoffe, dass sich diese Entwicklung bald wieder umkehrt, denn Musik hat auch etwas mit Bildung zu tun, was das neue Album von Samy Deluxe beweist. Da muss man bei den Texten manchmal zweimal hinhören, um die Gesellschaftskritik zu verstehen.