BEYERDYNAMIC TRIFFT JOST NICKEL
Jost Nickel ist seit 2006 Drummer bei Jan Delay & Disko No. 1 und gehört zur goldenen Generation deutscher Schlagzeuger.
Im Interview: Jost Nickel
Der Drummer erzählt uns von seinem Werdegang, wie eine Musikproduktion gemeinsam mit Jan Delay entsteht und auf was es bei der musikalischen Ausbildung ankommt.
Bühne oder Studio?
Jost: Bühne
Konzert oder Festival?
Jost: Festival
Tourleben oder Alltag?
Jost: Alltag
Chaotisch oder ordentlich?
Jost: Ordentlich
beyerdynamic: Du gehörst heute zur „goldenen Generation“ deutscher Schlagzeuger, wie verlief deine Ausbildung auf dem Weg dahin?
Jost: Also ich habe gar nicht so die richtig klassische Ausbildung im Sinne eines Studiums gemacht, sondern eine sehr gute Schlagzeugschule in New York, das „Drummers Collective“, besucht. Das ist aber natürlich kein Studium nach deutschen Maßstäben. Auch in New York war es kein Studium, sondern einfach nur drei Monate, in denen ich sehr viel und sehr intensiv gelernt habe.
Dann bin ich danach noch einmal für den Pop-Kurs an die Musikhochschule in Hamburg gegangen. Das ist aber auch nur eine sehr kurze Sache, die eigentlich mehr der Orientierung dient: Wie komme ich klar mit Musikern in meinem Alter, die auch alle sehr ambitioniert und gut sind, und kann ich mir vorstellen, das beruflich zu machen? Das sind eigentlich die Fragen, die man dadurch beantworten kann.
Das waren die beiden Sachen, und dann hatte ich noch guten Unterricht, aber ich habe eben nicht studiert im klassischen Sinne.
beyerdynamic: Gab es Rückschläge auf dem Weg, oder vielleicht sogar Momente, in denen du nicht mehr an den Erfolg geglaubt hast?
Jost: Ja, auf jeden Fall! Und nicht nur einen. Also das hat zwei Aspekte.
Das Eine ist, man glaubt nicht daran, dass man selbst gut genug ist, um das hinzukriegen. Selbstzweifel gehören dazu und ich glaube auch nicht, dass irgendjemand frei davon ist. Besonders, wenn man es als Musiker probiert.
Das Andere sind solche Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Man ist beispielsweise involviert in eine Produktion, die vielleicht auch sehr groß ist und macht ein Album. Da spielen ganz tolle Leute mit, internationale Mischer mischen das und dann heißt es für die Planung: Ok, wir gehen nächstes Jahr auf Tour. Und dann, aus irgendwelchen Gründen, findet das alles nicht statt. Sowas erlebt man auch öfter. Das ist dann ein bisschen vergleichbar damit, arbeitslos zu werden. Man freut sich extrem auf etwas, inhaltlich, und das hat natürlich auch einen finanziellen Aspekt. Aber es findet einfach nicht statt aus Gründen, an denen man nichts ändern kann
beyerdynamic: Du hast bereits mit vielen erfolgreichen Bands und Künstlern zusammengearbeitet. Was war dein einprägsamstes Liveerlebnis?
Jost: Ich glaube, hier in Deutschland war das auf jeden Fall, als wir mit Jan Delay bei einer Veranstaltung, die „Das Fest“ heißt, gespielt haben. Da sind 80.000 Leute und die stehen an so einem Berg direkt vor der Bühne. Das Publikum war so laut, dass ich den Sound in meinem Kopfhörer gar nicht mehr gehört habe. Das habe ich noch sehr gut in Erinnerung, das war sehr euphorisch und hat Spaß gebracht.
beyerdynamic: Stelle dir vor, du hättest die Möglichkeit, mit einem Künstler oder einer Künstlerin deiner Wahl zusammenzuarbeiten. Dabei sind auch Stars aus der Vergangenheit erlaubt. Wer wäre für dich interessant und warum?
Jost: Dann würde ich gerne mit The Police spielen, weil ich die Musik total super finde und weil ich früher ein großer Fan der Band war. Wenn man so eine Frage beantwortet, dann fallen einem sofort noch vier, fünf weitere ein. Miles Davis – Ich glaube, vielleicht wäre es doch eher Miles Davis.
beyerdynamic: Wie muss man sich den Entstehungsprozess bei deinen Musikproduktionen vorstellen?
Jost: Also bei Jan Delay ist es so, wie man das aus dem Proberaum kennt. Wir treffen uns, Jan hat ein paar Ideen, die hat er auf sein Telefon eingesungen und dann spielt er uns das vor. Oder er bringt Songs mit, die wir zur Inspiration hören sollen und dann fangen wir an zu spielen. Damit wird die Kugel ins Rollen gebracht und ab da entstehen dann immer weitere Dinge. Am Anfang ist sozusagen alles erlaubt.
beyerdynamic: Neben deiner Karriere als Drummer bist du auch als Autor und Dozent tätig. Wie schaffst du es, dein Wissen anderen zu vermitteln?
Jost: Das hat ja nicht nur mit dem Sender, sondern auch mit dem Empfänger zu tun. Es gibt Leute, die können total viel damit anfangen, was ich zu sagen habe und können das gut umsetzen. Es gibt aber auch Leute, wo das nicht ankommt. Das habe ich teilweise auch schon gemerkt. Ich kann nicht dafür sorgen, dass die Leute mit den Sachen, die ich ihnen gebe, etwas anfangen können.
beyerdynamic: Wie wichtig ist eine „echte“ musikalische Ausbildung in Zeiten von unzähligen semiprofessionellen Homestudios und YouTube-Tutorials deiner Meinung nach noch?
Jost: Es kommt total darauf an, was man machen will. Will man ein Instrument spielen, will man Musik am Computer herstellen oder will man Musikproduzent werden, der auch mit Musikern zusammenarbeitet. Es gibt da sehr viele unterschiedliche Facetten.
Wenn du jetzt nicht mit Musikern zu tun haben willst und selber auch nicht Musiker sein willst, dann brauchst du viel weniger technische Fähigkeiten und Fertigkeiten, als wenn du ein Instrument spielen möchtest. Das ist letztendlich totale Geschmackssache, das kann man gar nicht allgemein beantworten. Ich benutze auch YouTube-Tutorials. Nicht, um mich am Instrument zu verbessern, aber um andere Sachen zu lernen. Der Weg ist legitim.
Wenn man ein Instrument lernen will gibt es in Deutschland die Popakademie, die ist ein super Ort, um zu studieren. Da kann man richtig geballt drei Jahre lang, oder wenn man den Master macht vier Jahre lang, richtig viel lernen. Auch Musikproduktion. Das sind Sachen, die bekommst du nicht aus YouTube-Tutorials. Das Problem bei YouTube-Tutorials ist eigentlich, dass du nie weißt, welches eigentlich gut ist. Haben die Leute, die richtig was zu sagen haben, überhaupt Zeit, um YouTube-Tutorials zu machen? Ich würde sagen nein, oder wenn, dann nur sehr wenige.
beyerdynamic: Du warst heute bei beyerdynamic im Unternehmen zum Videodreh. Hat es dir gefallen?
Jost: Ja klar, es ist immer super interessant so etwas zu sehen. Was mich besonders beeindruckt hat, war die Fertigung der Bändchen-Mikrofone bei beyerdynamic. Diese extreme Detailarbeit mit Lupe und Pinzette, das war mir vorher nicht so klar, dass das so ist.
beyerdynamic: Hast du einen Favoriten unter den beyerdynamic-Mikrofonen?
Jost: Ja, das M 160.
Ihr möchtet mehr über Jost Nickel erfahren? Dann folgt ihm auf seinen Social-Media-Kanälen oder besucht seine Webseite!
Lernt spannende und talentierte Schlagzeugerinnen im beyerdynamic Blog kennen: Sina Döring oder Domino Santantonio!
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