PODCAST AUFNEHMEN – TIPPS FÜR PERFEKTE RAUMAKKUSTIK UND PROFESIONELLES MONITORING
Im ersten Teil unserer Podcast-Blogreihe haben wir euch bereits wertvolle Tipps und Tricks rund um die Erstellung von Podcasts gegeben. Jetzt wird es konkret: Worauf solltest du achten, wenn es um die eigentliche Aufnahme deines Podcasts geht?
Du hast dein Konzept und dein Format festgelegt – jetzt geht es ans Eingemachte: die Aufnahme. Denn selbst die spannendste Episode verliert an Wirkung, wenn die Tonqualität nicht stimmt. Hall, Nebengeräusche oder ein unausgewogener Klang können deine Hörer:innen schnell abschrecken. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Tipps für Raumakustik, Mikrofon-Setup und Monitoring kannst du auch zu Hause einen Podcast aufnehmen, der professionell klingt.
INHALTSVERZEICHNIS
Warum Raumakustik für deine Podcast-Aufnahme entscheidend ist
Die Akustik deines Raums beeinflusst den Klang mehr als jedes Mikrofon. Harte Flächen wie Wände, Fenster oder Fliesen reflektieren Schall und erzeugen Hall. Das Ergebnis: Deine Stimme klingt weit entfernt und unprofessionell.
Unser Tipp: Je mehr weiche Materialien im Raum, desto besser. Teppiche und Vorhänge sind einfache Schallabsorber. Bücherregale, zum Beispiel, wirken nicht primär absorbierend, aber sie streuen Reflektionen und verbessern die Akustik
DIY-Hack: Ein Raum mit vielen Polstermöbeln, wie z. B. das Schlafzimmer, sollte hier deine erste Wahl sein – und wenn du dann deinen vollen Kleiderschrank noch zusätzlich öffnest, hilft dir das für eine gute Raumakustik.
Profi-Lösung: Akustik-Panels oder Schaumstoff an den Wänden minimieren Reflexionen. Schon wenige Elemente machen einen großen Unterschied.
💡 Fehler vermeiden: Der berüchtigte „Badezimmer-Sound“ entsteht durch Fliesen und Glasflächen. Vermeide solche Räume unbedingt!
Technische Ausstattung – was brauchst du wirklich?
Bevor du deinen Podcast aufnimmst, solltest du sicherstellen, dass dein Equipment zur Aufgabe passt. Die richtige technische Ausstattung ist entscheidend für eine klare, professionelle Sprachaufnahme – und keine Sorge: Du brauchst dafür kein High-End-Studio. Schon mit wenigen, gut gewählten Komponenten erzielst du hervorragende Ergebnisse. Hier erfährst du, welche Optionen es gibt und worauf du achten solltest.
Mikrofon oder Headset?
Für Sprachaufnahmen ist ein gutes Mikrofon Pflicht.
- Headsets: Praktisch, aber sie nehmen jedes Atem- und Schluckgeräusch auf und klingen oft „zu nah“. Das kann für Interviews störend wirken und macht die Nachbearbeitung schwieriger.
- Empfehlung: Tisch- oder Stativmikrofon für einen natürlichen Klang. Damit vermeidest du den typischen „Headset-Sound“ und erhältst eine ausgewogene Sprachaufnahme.
USB oder XLR?
- USB-Mikrofone: Einfach anschließen und loslegen – perfekt für Einsteiger:innen, die unkompliziert starten wollen.
- XLR-Mikrofone: Höhere Qualität; funktionieren in Kombination mit einem Audio-Interface. Diese Lösung lohnt sich, wenn du langfristig professionell produzieren möchtest.
- Finger weg von Bluetooth®: Die Verzögerung beim Monitoring stört enorm und kann deine Aufnahme unbrauchbar machen.
Richtcharakteristik beachten
- Nierencharakteristik: Ideal für Solo-Podcasts. Sie nimmt deine Stimme klar auf und blendet Raumhall sowie Nebengeräusche aus.
- Bidirektional: Für Interviews oder Co-Moderation – nimmt Schall aus zwei Richtungen auf. Achte darauf, dass beide Sprecher:innen nicht zu weit vom Mikrofon entfernt sitzen. In einem schlecht gedämpften Raum kann sonst ein hoher Raumanteil im Signal entstehen.
💡 Profi-Hack: Dynamische Mikrofone wie das M 88 oder M 201 sind echte Geheimtipps für Sprache. Sie liefern natürliche Sprachabbildung und reduzieren Störgeräusche effektiv. Beide arbeiten mit einer Hyperniere – einer Variante der Niere mit stärkerer Richtwirkung. Das bedeutet: Du bekommst eine noch präzisere Aufnahme, musst aber etwas genauer auf die Ausrichtung achten. Der Vorteil: Raumhall und Nebengeräusche werden noch besser unterdrückt.
Mehr Informationen zu Richtcharakteristiken bei Mikrofonen erfährst du in unserem Blogbeitrag: Die Richtcharakteristik von Mikrofonen
Wie positioniere ich mein Podcast-Mikrofon richtig?
Die Position des Mikrofons ist entscheidend für den Klang deiner Aufnahme. Schon wenige Zentimeter Unterschied können darüber entscheiden, ob deine Stimme warm und präsent oder dumpf und hallig klingt. Deshalb lohnt es sich, die richtige Aufstellung bewusst zu wählen und ein wenig zu experimentieren.
Nahbesprechung: Direkt vor dem Mund klingt deine Stimme basslastig und sehr intim – für manche Formate reizvoll, aber oft zu dominant.
Optimaler Abstand:
- 10–20 cm: Hoher Nahbesprechungseffekt, die Stimme wirkt voll und warm.
- 20–30 cm: Geringerer Nahbesprechungseffekt, die Stimme klingt etwas ausgewogener und natürlicher – ohne starkes Bassfundament.
Experimentieren lohnt sich:
- Klingt deine Stimme zu nasal? Neige das Mikro Richtung Brust.
- Zu basslastig? Richte es leicht von unten zur Nase – das passiert vor allem, wenn du sehr nah am Mikrofon bist.
- Störende Sprechgeräusche? Positioniere es schräg von oben.
💡 Profi-Tipp: Nutze einen Pop-Schutz, um harte „P“- und „T“-Laute abzufangen.
Exkurs zum Thema Nahbesprechungseffekt:
Der Nahbesprechungseffekt beschreibt, dass gerichtete Mikrofone wie Niere oder Hyperniere den Bassanteil der Stimme deutlich verstärken, sobald man sehr nah an das Mikrofon herangeht – meist unter etwa 10 bis 20 Zentimeter. Für Podcast-Aufnahmen bedeutet das: Je näher du sprichst, desto voller und wärmer wirkt die Stimme. Wird der Abstand jedoch zu gering, entsteht schnell ein übertriebener, dumpfer Klang. Ist man zu weit weg, verliert die Stimme an Fundament und es wird mehr Raumhall hörbar. Typischer Arbeitsabstand: Etwa 10 bis 20 Zentimeter – ein guter Kompromiss zwischen Wärme und Klarheit.
Du willst mehr zum Nahbesprechungseffekt erfahren, dann empfehlen wir dir unseren Blogbeitrag: Nahbesprechungseffekt bei Mikrofonen
Kopfhörer – dein wichtigstes Kontrollinstrument
Beim Podcast aufnehmen sind Kopfhörer unverzichtbar. Sie sind dein direkter Draht zur Aufnahme und helfen dir, Störgeräusche, Pegelprobleme oder Hall sofort zu erkennen – bevor sie später aufwendig korrigiert werden müssen.
DT 270 PRO: Mit seinem geschlossenen Design bietet er dir perfektes Monitoring während der Aufnahme. Du hörst exakt, was das Mikrofon aufnimmt – klar, detailreich und ohne Ablenkung von Außengeräuschen.
DT 770 PRO X: Die Weiterentwicklung der Studio-Ikone. Ausgestattet mit den innovativen STELLAR.45-Treibern liefert er beeindruckende Detailauflösung und präzise Dynamik. Robuste Bauweise, abnehmbares Kabel und maximaler Komfort machen ihn zum idealen Begleiter für lange Sessions und professionelle Nachbearbeitung.
💡 Praxis-Tipp: Mach vor jeder Aufnahme einen kurzen Soundcheck mit Kopfhörern. So stellst du sicher, dass Pegel, Klang und Raumakustik stimmen – und deine Aufnahme von Anfang an überzeugt.
Software für Aufnahme und Schnitt
Die Wahl der richtigen Software hängt davon ab, wie tief du in die Audioproduktion einsteigen möchtest. Für den Anfang reicht eine einfache Lösung, während Profis mehr Funktionen benötigen.
Basislösung: Audacity
- Kostenlos und unkompliziert: Ideal für Einsteiger:innen, die schnell starten wollen.
- Einfache Bedienung: Schnitte sind im Handumdrehen erledigt.
- Effekte: Kompressor für gleichmäßige Lautstärke, Equalizer für klare Stimme.
💡 Tipp: Audacity ist perfekt für erste Schritte – besonders, wenn du mit einem USB-Mikrofon arbeitest und keine komplexe Nachbearbeitung planst.
Profi-Lösung: Adobe Audition & Co.
- Erweiterte Funktionen: Professionelle Tools wie Adobe Audition bieten umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten, z. B. präzises Rauschmanagement, Multitrack-Editing und hochwertige Effekte.
- Für Fortgeschrittene: Ideal, wenn du regelmäßig produzierst, ein Setup nutzt (z. B. M 88 oder M 201 mit Audio-Interface) und Wert auf maximale Kontrolle legst.
💡 Tipp: Plane etwas Einarbeitungszeit ein – die Möglichkeiten sind groß, aber die Bedienung erfordert Übung.
Nachbearbeitung für den Feinschliff
Die Aufnahme ist im Kasten – jetzt kommt der Schritt, der deinen Podcast wirklich professionell klingen lässt: die Nachbearbeitung. Hier geht es darum, Störgeräusche zu entfernen, die Stimme klarer wirken zu lassen und die Lautstärke auszugleichen.
Basis-Tools für den Start
Entferne Hintergrundgeräusche wie Brummen oder Lüftergeräusche.
💡 Tipp: Setze Rauschunterdrückung immer am Anfang der Bearbeitungskette, damit nachfolgende Effekte nicht zuerst das Rauschen verstärken.
Man könnte die Mitten leicht anheben, um die Stimme klarer wirken zu lassen. Ein Lowcut bei 80–120 Hz würde sich anbieten, um störendes Rumpeln zu entfernen. Eine subtile Anhebung bei 6–10 kHz kann sinnvoll sein, um der Stimme mehr Präsenz zu verleihen.
Sorgt für gleichmäßige Lautstärke, indem er laute Stellen etwas absenkt und leise Stellen anhebt.
👉 Für Anfänger:innen: Nutze Presets wie „Voice Leveler“ oder „Podcast“ und vermeide extreme Einstellungen – sonst klingt die Stimme schnell „gequetscht“.
Schützt vor Übersteuerung, indem er Spitzen abfängt.
💡 Tipp: Setze den Limiter ganz am Ende der Kette, um ein sauberes, lautes Signal zu erhalten.
Für Wiedererkennung – aber sparsam einsetzen, damit die Stimme im Vordergrund bleibt.
Profi-Hacks & Plugins
Wenn du mehr Kontrolle willst oder mit schwierigen Aufnahmen arbeitest, helfen spezialisierte Tools:
- iZotope RX 10: Ideal für Rausch- und Klickentfernung, Hall-Reduktion.
- Waves Clarity VX: Entfernt Brummen und Umgebungsgeräusche, ohne die Stimme zu verfälschen.
- Accentize dxRevive & VoiceGate 2: KI-gestützte Sprachrestaurierung – perfekt für Hall und Codec-Artefakte.
- Adobe Enhance Speech: Web-basiert, schnell und effektiv für klare Sprachaufnahmen.
- PodcastPlugins (Track & Master): Kostenlose Bundles für EQ, Leveling und Dynamik speziell für Podcasts.
💡 Hinweis: Weniger ist mehr. Zu starke Rauschunterdrückung oder Kompression kann die Stimme unnatürlich klingen lassen. Teste Einstellungen und höre kritisch nach.
Typische Fehler, die du vermeiden solltest
Selbst kleine Nachlässigkeiten können die Qualität deiner Aufnahme deutlich beeinträchtigen. Achte deshalb auf diese häufigen Stolperfallen:
- Halliger Raum: Ohne Dämpfung klingt deine Stimme schnell weit entfernt und unprofessionell.
- Kein Monitoring: Ohne Kopfhörer merkst du Störgeräusche oder Pegelprobleme erst beim Schnitt – viel zu spät.
- Zu hoher Gain: Übersteuerung führt zu Verzerrungen, die sich kaum retten lassen. Lieber etwas niedriger einstellen.
- Mehrere Sessions: Wenn du die Aufnahme unterbrichst und später fortsetzt, verändert sich deine Stimme – das hört man sofort.
Checkliste für meine Aufnahme
✔ Raum vorbereitet?
✔ Kopfhörer aufgesetzt?
✔ Mikrofon richtig positioniert?
✔ Testaufnahme gemacht?
✔ Pegel geprüft?
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